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Wirtschaftsspiegel aus dem Kanton Schwyz – Juni 2025

Aktuelle Nachrichten aus dem Kanton, den Bezirken, Gemeinden und der Wirtschaft

Bericht

Foto oben: Die Südostbahn wird zwischen Biberbrugg und Goldau Erfahrungen mit führerlosen Bahnsystemen sammeln. Bild SOB

 

Wirtschaftsspiegel Juni 2025

Zusammengestellt von Franz Steinegger


Kanton

Südostbahn setzt nationalen Meilenstein

Das Bundesamt für Verkehr gibt grünes Licht für den Test der automatisierten Fahrassistenzsystem (AFAS) der Südostbahn im Linienbetrieb. Schon ab diesem Sommer wird die «Schwyzer Staatsbahn» – der Kanton Schwyz hält einen bedeutenden Marktanteil an der SOB – zwischen Biberbrugg und Goldau führerlos unterwegs sein. Damit sollen während eines Jahres Erfahrungen gesammelt werden. Das BAV unterstützt die Digitalisierung im öffentlichen Verkehr, erklärt BAV-Sprecher Michael Müller. Damit setzt die SOB als Unternehmen einen bedeutenden Meilenstein. Die Südostbahn setzt als erstes Schweizer Bahnunternehmen die neue Technologie ein.

Die Verantwortung bleibt beim Menschen. AFAS wurde von der SOB seit 2019 in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Verkehr (BAV), Technologiepartnern sowie Experten aus der Bahn- und Industriebranche entwickelt und intensiv getestet. Sie erfüllt alle sicherheitsrelevanten Anforderungen und ist auf den Einsatz im Alltag ausgelegt. Ziel des Praxistests ist es, Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie Automatisierung den Bahnverkehr effizienter und zukunftsfähiger macht. Nach Abschluss des Projekts werden die Erkenntnisse der gesamten Branche zur Verfügung gestellt, um die Nutzung automatisierter Technologien auch in anderen Bereichen des Bahnbetriebs zu fördern.

Für Fahrgäste ändert sich nichts: Die Züge werden weiter von erfahrenen Lokomotivführern geführt. Das AFAS unterstützt das Personal bei Routineaufgaben wie dem Einhalten von Tempovorgaben, Beschleunigen, Bremsen oder Anhalten.

 

Schwyzer Wirtschaft wehrt sich gegen höhere Kapitalbezüge aus der 2. und 3. Säule

Der Bund muss sparen, der Finanzplan sieht ab 2027 ein jährliches Defizit von drei Milliarden Franken voraus. Dabei setzt Bundesrätin Karin Keller-Sutter auch auf der Einnahmenseite an. Kapitalbezüge aus der 2. und 3. Säule sollen künftig höher besteuert werden, was geschätzte Mehreinnahmen von rund 160 Millionen Franken jährlich bei der direkten Bundessteuer und rund 40 Millionen Franken für die Kantone einbringen soll. Auch der H+I – Der Schwyzer Wirtschaftsverband kann sich mit den geplanten Steuererhöhungen nicht anfreunden. «Es sollte nicht sein, dass der Mittelstand, Selbstständige, gesundheitlich angeschlagene Personen und Hinterbliebene die Last eines unausgeglichenen Bundeshaushalts tragen sollen», lässt der Verband in einem Positionspapier verlauten.

Die Erhöhungen würden zudem «eine Bedrohung für das Schweizer Dreisäulensystem» darstellen und die falschen Anreize setzen. «Wer privat spart, wird bestraft. Wer Eigenverantwortung übernimmt, wird zur Kasse gebeten», so der H+I. Die Steuerbelastung wird sich nach Berechnungen des Schwyzer Wirtschaftsverbandes wie folgt auswirken: 50 Prozent mehr Bundessteuern bei einem Kapitalbezug von 200 000 Franken. 59 Prozent mehr Bundessteuern bei 400 000 Franken; 71 Prozent mehr Bundessteuern bei 600 000 Franken; 77 Prozent mehr Bundessteuern bei 800 000 Franken; fast eine Verdoppelung der Bundessteuer bei einer Million Franken Auszahlung.

 

Schwyzer Gewerbe ärgert sich über die Gesetzesflut

120 Schwyzer Gewerbetreibende trafen sich Mitte Mai in Oberiberg zum diesjährigen Gewerbetag.

Die Politik setze immer mehr auf Verbote statt auf Eigenverantwortung, rüffelte Heinz Theiler, FDP-Nationalrat und Präsident des Schwyzer Gewerbeverbandes, die Parlamente in Bern und Schwyz für Entscheide, die gefällt wurden. «Die Vollkasko-Mentalität geht auf Kosten des Zusammenhalts, auf dem die Idee unserer Schweiz basiert», hielt er mit Kritik nicht zurück.

 

Jürg Ehliger neuer Vorsteher des Amts für Berufsbildung

Der Regierungsrat hat Jürg Ehliger per 1. August zum neuen Vorsteher des Amts für Berufsbildung (AfB) ernannt.

Der 52-Jährige ist gelernter Mechaniker und verfügt über Abschlüsse als Wirtschaftsinformatiker IBS und dipl. Betriebswirtschafter NDS HF sowie über ein CAS in Case Management. Er arbeitete während 10 Jahren in verschiedenen Funktionen im Amt für Berufsbildung des Kantons Nidwalden. Ehliger wohnt in Altdorf und ist seit Dezember 2022 Leiter Berufsbildung der CKW-Gruppe. Dort trägt er die Gesamtverantwortung über die Berufsbildung des Energie- und Gebäudetechnikkonzerns. Der 52-Jährige tritt die Nachfolge von Oscar Seger an. Die Zusammenarbeit mit dem momentan noch unter Segers Führung stehenden Amt für Berufsbildung wird vom Schwyzer Wirtschaftsverband «vorwiegend als gut» bezeichnet.

 

Ausserschwyz

Verwo konzentriert Produktion in Reichenburg

In der Industrie in Reichenburg entsteht ein neues, modernes Montage- und Bürogebäude. Es ist das sogenannte Werk 2 der Verwo AG und Landolt Engineering AG. Die Projektkosten belaufen sich auf rund 14 Millionen Franken. Der Baustart soll noch dieses Jahr erfolgen. Es werden insgesamt rund 50 neue Arbeitsplätze angesiedelt, wobei vor allem bestehende Stellen von anderen Standorten in Reichenburg konzentriert, aber auch zusätzliche Kräfte eingestellt werden.

Das dreistöckige Gebäude wird als Montagewerk für hochpräzise Baugruppen dienen, insbesondere in den Bereichen Vakuumtechnologie, Halbleiterindustrie und Reinraumprodukte. Die Verwo zählt in diesem Bereich zu den führenden Herstellern der Region. Der Umzug erzeugt Synergien. Bestehende Standorte in Lachen (Verwo) und Altendorf (Landolt Engineering) werden zusammengeführt. Auslöser für den Neubau ist die geplante Arealentwicklung an der St. Gallerstrasse in Lachen. Dort wird der noch bestehende Standort Hauptsitz der Fenster Nauer AG.

 

Oerlikon verkauft Barmag

Oerlikon hat eine verbindliche Vereinbarung über die Veräusserung seines Barmag-Textilmaschinen-Geschäfts für Kunstfasern an Rieter für einen sofort fälligen Equity Purchase Price von 713 Millionen Franken unterzeichnet. Die Transaktion bewertet Barmag mit einem Unternehmenswert (EV) von 850 Millionen. Die erwarteten Mittelzuflüsse sollen zur Rückzahlung eines Term Loan’s über 475 Millionen Franken, für allgemeine Unternehmenszwecke sowie eine potenzielle Ausschüttung an die Aktionäre verwendet werden.

Michael Suess, Executive Chairman von Oerlikon, erklärte: «Mit der verbindlichen Vereinbarung mit Rieter haben wir eine Schweizer Industrie-Lösung gefunden, die den Wert für alle Stakeholder optimiert und einen wichtigen Meilenstein bei der Umsetzung unserer Pureplay-Strategie darstellt.» Nach Abschluss dieser Transaktion wird Oerlikon zu einem eigenständigen globalen Pureplay-Oberflächentechnologieunternehmen mit Sitz in der Schweiz und einer klaren Marken- und Kundenpositionierung. Oerlikon bedient eine breite Kundenbasis in anspruchsvollen Branchen und hat ihren Hauptsitz in Pfäffikon SZ.

 

Spital Lachen blickt auf erfolgreiches Jahr zurück

Das Spital Lachen erreichte im vergangenen Jahr Rekorde in der Patientenversorgung, eine Bettenauslastung von 86 Prozent und eine Geburtensteigerung um 25 Prozent auf 586.

Allerdings drückt der Abbruch des Neubauprojekts «Futura» mit einem totalen Abschreiber von 12 Millionen Franken auf das Finanzergebnis, denn 6.8 Millionen Franken werden für das Jahr 2024 als Sondereffekt verrechnet. Das Ergebnis schliesst deshalb mit einem Verlust von 3.5 Millionen Franken. Das Spital will nun auf eine «etappenweise Sanierung fokussieren, um Flexibiliät und finanzielle Stabilität zu gewährleisten», wie es in einer Medienmitteilung heisst.

Das Spital Lachen soll nicht einem Neubau weichen, sondern etappenweise saniert werden. (Bild PD)

 

Innerschwyz

Deutliche Zustimmung zu Muotakraftwerken

Die Bevölkerung des Bezirks Schwyz hat am 18. Mai die Konzessionserneuerung der Muotakraftwerke mit 95 Prozent gutgeheissen. Das erfreuliche Resultat bestätige den Weg zur langfristigen Sicherung der Wasserkraft und der nachhaltigen Energieversorgung in der Region, schreibt der Bezirksrat in einer Medienmitteilung. Nach dem Ja der Bezirksbevölkerung müssen noch die anderen Konzessionsgeber – die Korporation Uri, die Oberallmeindkorporation Schwyz und die Genossame Muotathal – ihre Zustimmung erteilen. Das gilt jedoch als Formsache. Mit der Konzession erhält das EBS (Elektrizitätswerk des Bezirks Schwyz) das Recht, bis im Jahr 2110 Strom aus der Muota zu erzeugen.

Noch vor 2030 werden diverse Projekte zur Umsetzung der Konzession gestartet. Grössere Vorhaben wie diverse Ausbauten an den Kraftwerken werden sich bis ins Jahr 2050 hinziehen. So zum Beispiel den Ausbau und die Teilabdichtung des Glattalpsees, die Sanierung der Wasserkraftanlagen sowie die Umsetzung umfassender ökologischer Ausgleichsmassnahmen. Die Bauprojektierung wird durch die EBS Energie AG in Angriff genommen. Priorität hat die Sanierung der Wasserkraft.
Die EBS Energie AG erzeugt heute an der Muota und deren Nebengewässern jährlich rund 220 Millionen Kilowattstunden Strom aus Wasserkraft und deckt damit 70 Prozent des Bedarfs im Versorgungsgebiet, in den Gemeinden Schwyz, Muotathal, Steinen, Sattel, Unteriberg, Illgau und Lauerz, ab.

Mit der Konzessionserneuerung erhält das Elektrizitätswerk des Bezirk Schwyz das Recht, das Wasser der Muota bis ins Jahr 2110 zur Stromerzeugung zu nutzen. (Bild Franz Steinegger)

 

Felchlin gewinnt den Swiss Ethics Award

Die Max Felchlin AG hat mit ihrem Projekt «Gesundheitsversorgung im Cacao-Ursprung» den renommierten Swiss Ethics Award 2025 gewonnen. Die Auszeichnung honoriert herausragende Initiativen, die ethische Verantwortung und nachhaltige Innovation in der Wirtschaft vorantreiben. Das Unternehmen aus Ibach konnte die Jury mit seinem umfassenden Engagement für eine bessere Gesundheitsversorgung in den Ursprungsregionen des Kakaos überzeugen.

Mit diesem Projekt verbessert Felchlin in Ghana, Venezuela und Ecuador nachhaltig den Zugang zur medizinischen Versorgung für die Bauern und ihre Familien. Seit dem Start des Projekts im Jahr 2021 wurden bereits mehr als 6800 Menschen direkt unterstützt, 7300 Versicherungsfälle erfolgreich abgeschlossen, 23 800 medizinische Behandlungen finanziert (Stand 7. Mai 2025) sowie zahlreiche Kooperationen mit lokalen Partnern etabliert.

 

Architekturforum verlieh erstmals Auszeichnung «Roter Nagel»

Die 31. Generalversammlung des Architektur Forums Schwyz (AFS) fand dieses Jahr in Schwyz statt. Zum ersten Mal verlieh das AFS die Auszeichnung «Roter Nagel».

Damit will das Architekturforum die Baukultur von Bauherrschaften würdigen. Der rote Nagel steht für ein Haus in Oberschönenbuch bei Ibach SZ. BSS Architekten aus Schwyz hat das historische Gebäude aus dem Jahr 1316 mit feinem Gespür umgebaut und die faszinierende Geschichte des Hauses wieder erfahrbar gemacht. Das AFS ehrt damit die Bauherrschaft des kürzlich sanierten mittelalterlichen Bauernhauses. Das AFS hat aktuell einen Bestand von 105 Mitgliedern.

In Oberschönenbuch bei Ibach wurde ein 700 Jahre altes Holzhaus umgebaut und in seiner Geschichte erfahrbar gemacht. (Bild PD)

 

Philipp Rickenbacher meldet sich zurück

Lange war es ruhig um Philipp Rickenbacher, nun meldet sich der Schwyzer Topbanker zurück. Wie die Firma CV VC am 23. Mai verkündete, wird Rickenbacher neuer Verwaltungsratspräsident des Unternehmens mit Sitz in Zug. CV VC bezeichnet sich als «einer der führenden Blockchain-Investoren und Betreiber des globalen Ökosystems CV Labs». Mit der Übernahme des Präsidiums durch Rickenbacher seien die Weichen für die nächste Wachstumsphase gestellt. Es investiert vorwiegend in Blockchain-Startups und finanziert 75 Unternehmen. Die geplante Expansion unter Rickenbachers Führung soll «insbesondere in den Mittleren Osten vorangetrieben werden».

Im Februar 2024 musste Rickenbacher seinen Posten als CEO von Julius Bär verlassen. Grund dafür war das Debakel um die österreichische Immobiliengruppe Signa von René Benko, in dessen Zuge die Bank Verluste von 600 Millionen Franken wegen Kreditvergaben machte.


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