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Wirtschaftsspiegel aus dem Kanton Schwyz – November 2023

Aktuelle Nachrichten aus der Kantonsregierung, den Bezirken, Gemeinden und der Wirtschaft

Bericht

Foto oben: Der Hüendermattdamm staut das Wasser der Sihl zwischen Einsiedeln und Egg. Der Bericht dazu befindet sich gleich unten im Abschnitt „Kanton“. Bild Franz Steinegger

 

Wirtschaftsspiegel November 2023

Zusammengestellt von Franz Steinegger


Kanton

Regierung verlängert Etzelwerkkonzession

Die SBB können mit dem Wasser aus dem Stausee Sihlsee weiterhin Strom produzieren. Nach den Kantonen Zug und Zürich und den Bezirken Höfe und Einsiedeln hat auch der Kanton Schwyz der Verlängerung der Etzelwerkkonzession um 80 Jahre zugestimmt.

Vor einem Jahr hatten die Schwyzer Bezirke Höfe und Einsiedeln an einer Urnenabstimmung der SBB die neu gestaltete Konzession erteilt. Diese ist nun vom Regierungsrat genehmigt worden. Zudem hat der Regierungsrat den SBB die Pumpkonzession für die Nutzung von Zürichseewasser im Etzelwerk erteilt. Nach dem Ja der fünf Konzessionsgeber tritt die Eztelwerkkonzession rückwirkend auf den 1. Januar 2023 in Kraft.

Das Etzelwerk ist für die SBB von grosser Bedeutung, denn es produziert zehn Prozent des Schweizer Bahnstroms. Die Konzessionsgeber profitieren ihrerseits von rund drei Millionen Franken Wasserzinsen, welche die SBB zahlen, und von einer gewissen Menge Strom zu Vorzugskonditionen. Weitere Geldleistungen stammen aus der jährlichen Pumpabgabe und einer einmaligen Konzessionsgebühr. Rund um den Sihlsee kommen die SBB zudem für Infrastrukturen auf, so für den Willerzeller Viadukt. Das Etzelwerk ist ein Pumpspeicherkraftwerk. Es besteht aus einem im Hochtal der Sihl gelegenen Stausee, einem Stollen und Druckleitung sowie der Kraftwerkszentrale bei Altendorf.

 

Sieben Leitlinien zur Wirtschaftsstrategie 2035 des Kantons

«Der Kanton Schwyz hat sich in den vergangenen Jahren als Wirtschafts- und Wohnstandort erfolgreich entwickelt.» So schreibt es das Volkswirtschaftsdepartement des Kantons Schwyz in einer Medienmitteilung. Aus der gesteigerten Attraktivität hätten sich aber insbesondere vier neue Herausforderungen ergeben: die Digitalisierung, die Demografie, der Klimaschutz und die Energieversorgung. Im Rahmen der von der Regierung verabschiedeten Strategie «Wirtschaft und Wohnen 2023» seien nun sieben Leitlinien mit konkreten Zielen und Massnahmen ausgearbeitet worden, die auf Vorhandenem aufbauen würden. Das Dokument soll aufzeigen, wie sich Schwyz als «zukunftsträchtigen Kanton» positioniert.

So gelte es, die erfolgreiche Steuerstrategie weiterführen; die Wirtschaft weiter zu stärken; Arbeiten, Wohnen und Freizeiterlebnisse im Kanton Schwyz zu vereinen und die Lebensqualität zu erhöhen; in den Bildungs- und Forschungsstandort Schwyz zu investieren; kundenorientierte und digitale Verwaltung sicherzustellen; moderne, nachhaltige Verkehrsinfrastruktur zu schaffen und zu unterhalten sowie das Wertschöpfungspotenzial im Energiebereich zu nutzen und einen Beitrag zur Energiewende zu leisten.


Der Kanton Schwyz, im Bild Einsiedeln, ist ein attraktiver Wohnkanton und hat sich in den vergangenen Jahren als Wirtschaftsregion entwickelt, insbesondere die Zürichseegemeinden. Bild Archiv March Anzeiger

 

Kanton ist für ansässige wie für neue Firmen weiter attraktiv

Der Kanton befindet sich seit Jahren regelmässig unter den Besten, was das prozentuale Wachstum betrifft. Aktuell beträgt es in Zug 2,5 Prozent, gefolgt von Schwyz, Zürich und Luzern mit 2,3 Prozent. «Erfahrungsgemäss legen wir aber immer in den letzten Monaten des Jahres nochmals stark zu», sagt Urs Durrer, der Vorsteher des Amts für Wirtschaft des Kantons Schwyz. «Kein anderer Kanton weist in den vergangenen 15 Jahren ein derart starkes Wachstum auf.» Aktuell sind gut 21 100 Firmen im Handelsregister eingetragen – für das laufende Jahr bedeute dies ein Plus von rund 470 Firmen.

2022 betrug das Nettowachstum zum gleichen Zeitpunkt 398 Firmen – dies, obwohl 2022 bereits ein sehr gutes Jahr gewesen war. «Wir haben aktuell sehr viele Anfragen, vor allem auch aus Deutschland», so Durrer. Das zeige, dass der Wirtschaftsstandort Schwyz sehr geschätzt werde.

Durrer sieht den Kanton weiterhin gut gerüstet, auch was das Erreichen der Ansiedlungsziele anbelange. «Wir gehen davon aus, dass wir das Jahresziel von 20 Firmen, die im ersten Jahr 150 bis 200 Arbeitsplätze schaffen wollen, übertreffen werden.» Was aktuell fehle, sei «eine zusammenhängende, grosse Industriefläche, die als strategische Reserve für Firmen mit einem hohen Platzbedarf und gleichzeitig einer hohen Wertschöpfung zur Verfügung stehen würde.» Die meisten Firmen siedeln sich im Kanton nach wie vor in den Höfen an. Am zweitstärksten ist das Wachstum in der March, gefolgt vom Bezirk Schwyz.

 

Susanne Thellung gehört zu den Top 100

Eine Schwyzer Wirtschaftsfrau sorgt für nationale Aufmerksamkeit. «Women in Business», das erste Schweizer Wirtschaftsmagazin für die Frau, hat Susanne Thellung einen Platz unter den ersten Top-100-Plätzen zugewiesen, welche nach Ansicht des Magazins ein «beeindruckendes Spektrum an Leistungsträgerinnen in der Schweiz reflektieren». Susanne Thellung, als erste Frau in der Schweiz in einer solchen Funktion überhaupt, steht als CEO der Schwyzer Kantonalbank vor.

Sie habe zuvor «21 stolze Jahre lang» Karriere bei der UBS gemacht, hält das Magazin fest. Bei Frauenanliegen spreche, so die Zeitschrift, die 49-jährige Thellung «Klartext». Und weiter: «Menschlichkeit und Wertschätzung sind ihr wichtig.» Ihr Markenzeichen sei, dass sie die Leute gerne mit von Hand geschriebenen Karten überrasche. Etwas, das sie auch bei ihrem Amtsantritt im Schwyzer Bankhaus mit Erfolg umgesetzt habe. Thellung führt als Chefin 600 Mitarbeitende. Die Schwyzer Kantonalbank weist eine Bilanzsumme von 23,6 Milliarden Franken aus.


Susanne Thellung, CEO der Schwyzer Kantonalbank und Vorstandsmitglied des H+I, ist eine der einflussreichsten Frauen der Schweizer Wirtschaft. Bild Martin Risch, March Anzeiger

 

Innerschwyz

Victorinox ist bester Arbeitgeber

Welche Unternehmen als Arbeitgeber in der Bevölkerung einen besonders guten Ruf geniessen und als attraktiv gelten, hat die Rating- und Rankingagentur Service Value in einer grossen landesweiten Erhebung untersucht. 805 Unternehmen wurden in der Studie «Beste Arbeitgeber – Schweiz 2023» aus der Bevölkerung heraus bewertet. Die höchste Attraktivität als Arbeitgeber weist aus Sicht der Befragten Victorinox (Note 2,33) auf, gefolgt von Ricola (2,34) und Zweifel (2,35). Die Schwyzer Kantonalbank liegt auf Rang 71 (2,58), Kühne + Nagel International mit 2,63 auf Rang 124.

Claus Dethloff, Geschäftsführer der Service Value GmbH erklärt, «einen individuell guten Ruf als Arbeitgeber aber erwirbt sich nur, wer nebst dem in der Schweiz üblichen Lohnniveau auch ansonsten attraktive Arbeitsbedingungen bietet und für ein Tätigkeitsumfeld sorgt, in dem sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter langfristig wohlfühlen.»

 

Victorinox hilft Basler Medienunternehmen aus

Das Basler Medienunternehmen von Ex-FCB-Präsident Bernhard Burgener schreibt tiefrote Zahlen. Der Geschäftsverlauf im ersten Halbjahr beim Schweizer Film- und Vermarktungsunternehmen Highlight Communications (HLC) verlief niederschmetternd. Der Umsatz schwand gegenüber der Vorjahresperiode um 30 Prozent auf 186 Millionen Franken; der Betriebsverlust verdoppelte sich auf 15,5 Millionen Franken. Für den kurzfristigen Geldbedarf konnte Konzernchef und Grossaktionär Bernhard Burgener immerhin auf gute Freundschaft zählen: Die Messerschmiede Victorinox stellte kurzfristig 6,5 Millionen Franken zu Verfügung.

Das Unternehmen der Schwyzer Unternehmerfamilie Elsener ist mittlerweile der verlässlichste Partner von Burgener. Direkt und über die Pensionskasse ist Victorinox mit 16,6 Prozent nicht nur drittgrösster Aktionär der Muttergesellschaft Highlight Event and Entertainment (HLEE), sie spielt vor allem auch Bank: Darlehen in Höhe von 44,6 Millionen Franken stehen in den Büchern der HLEE als kurzfristige Finanzverbindlichkeiten. Mittels einer massiven Kapitalerhöhung sucht Burgener nun frisches Kapital; bis zu 36 Millionen Franken in bar sollen zufliessen.

Burgener ist nicht zuletzt deshalb zu diesem Eigenengagement gedrängt, da er nicht auf den bisher grössten Aktionär und Darlehensgeber zählen kann: Der Luzerner Treuhänder und Unternehmer Alexander Studhalter, bei dem die HLEE 48 Millionen Franken ausstehend hat, ist für die Highlight-Gruppe zur Hypothek geworden. Aufgrund seiner Geschäftsbeziehung zum russischen Oligarchen Suleyman Kerimov wurde Studhalter im vergangenen November von den USA auf eine Sanktionsliste gesetzt. Studhalter werde deshalb an der Kapitalaufstockung nicht teilnehmen.

 

Ausserschwyz

Schock bei Estée Lauder: Massenentlassung angekündigt

Diese Hiobsbotschaft kommt überraschend: 40 von 220 Angestellten in Lachen sollen ihre Arbeit verlieren. Dabei hat der Kosmetikkonzern noch in den vergangenen Jahren ein riesiges neues Werk in Galgenen errichtet. Sowohl Distribution als auch Produktion seien betroffen.

Dies berichtete der «Blick». Dabei stützt sich die Tageszeitung auf ein Bestätigungsschreiben des Amts für Arbeit des Kantons Schwyz. Die Angestellten wurden informiert. Der Konzern begründet die Massenentlassung in einem Schreiben wie folgt: «Wir überprüfen, wie wir unseren Betrieb in Lachen sowohl in der Produktion als auch in der Distribution am besten optimieren können.» Unter anderem werde überprüft, wie man die Schichtmodelle optimieren und die Produktionskapazitäten konsolidieren könne.

Ein Stellenabbau werde aller Voraussicht nach unumgänglich sein, um die Kontinuität des Geschäftsbetriebs zu wahren und einen langjährigen Fortbestand zu sichern.» Die Kündigungen würden ausgesprochen, wenn im Rahmen des Konsultationsverfahrens keine Lösungen präsentiert werden, um das Unternehmen zu retten, wird präzisiert. Weiter heisst es, Estée Lauder sei stolz auf ihre langjährige Tätigkeit in der Schweiz und bestrebt, weitere Auswirkungen zu minimieren und alle Mitarbeitenden mit Respekt und Sorgfalt zu behandeln.»

 

Mit neuen Millionen einheizen

Die Energie Ausserschwyz AG (EASZ) investiert Dutzende von Millionen Franken ins Fernwärmenetz in Ausserschwyz. Allein im laufenden Jahr betragen die Investitionen 20 Millionen Franken, und im kommenden Jahr sind weitere 15 Millionen Franken vorgesehen. Um über die nötigen Finanzen zu verfügen, hat die EASZ AG im September eine Kapitalerhöhung vorgenommen. «Die Hauptaktionärin EW Höfe AG und die Energiegenossenschaft Ausserschwyz, die aus über 100 Mitgliedern aus der breiten Bevölkerung besteht, haben neues Kapital in Höhe von insgesamt 25,5 Millionen Franken eingebracht», teilt das Unternehmen mit Sitz in Galgenen mit.

Damit soll ein beschleunigter Ausbau in Richtung Pfäffikon ermöglicht werden, wo unter anderem die neue Kantonsschule Ausserschwyz angeschlossen wird. Weiter sollen die Zentren von Lachen und Altendorf sowie weitere Gebiete von Galgenen ans Fernwärmenetz angehängt werden. Neben der Kapitalerhöhung plant die EASZ AG einen «strategisch sinnvollen Netzbau», um den Herausforderungen der steigenden Teuerung zu begegnen.

Fernwärmeleitungen entlang der Zürcherstrasse in Altendorf. Bild zVg

 

Ein Glarner übernimmt LLB-Leitung

René Zwicky wird neuer CEO der Liechtensteinischen Landesbank LLB Schweiz, der vormaligen Bank Linth, als Nachfolger von David Sarasin, der seinen Abgang per Ende dieses Jahres bereits im Mai bekannt gegeben hatte.

Der gebürtige Glarner arbeitet derzeit bei der Grossbank UBS als Managing Director im Wealth Management. Zwicky, Jahrgang 1979, verfüge über ein gutes Netzwerk und sei mit dem Finanzplatz Schweiz bestens vertraut, teilt die LLB mit. «Wir sind überzeugt, dass wir mit René Zwicky die Wachstumsambitionen für den Schweizer Markt erfolgreich umsetzen werden», wie Verwaltungsratspräsident Urs Müller in einer Mitteilung zitiert wird. Neben der CEO-Position wird René Zwicky auch Marktverantwortung mit Fokus auf die Weiterentwicklung des Private-Banking und des Geschäfts mit externen Vermögensverwaltern übernehmen.

 

Chefin verlässt Spital Lachen

Die Chefin des Spitals Lachen, Franziska Berger, wechselt in den Kanton Solothurn. Die Ad-interim Leitung des Spitals übernimmt per 1. Januar Gerold Bolinger. Der Abgang der seit Anfang 2019 an der Spitze der Spital Lachen AG tätigen Franziska Berger kommt etwas überraschend. Sie verlasse das Spital Lachen «mit einem weinenden Auge», wird sie in der Mitteilung des Spitals zitiert wird.

Ihr Entscheid sei vor allem einer für die neuen Herausforderungen beim künftigen Arbeitgeber, der Solothurner Spitäler AG, und «nicht ein solcher gegen Lachen», so Berger. Der Verwaltungsrat der Spital Lachen AG bedauert ihren Weggang, wie sie schreibt. Ihrem Wunsch nach einem vorzeitigen Austritt komme man vollumfänglich entgegen. Berger verlässt das Spital bereits per Ende Dezember. Gerold Bolinger, Ökonom und Finanzexperte, war unter anderem lange Jahre in leitenden Positionen für die Berner Insel-Gruppe tätig. Bolinger soll so lange in Funktion bleiben, «bis die definitive Nachfolge von Franziska Berger geregelt ist.»

 

Kühne+Nagel mit weniger Gewinn

Der Logistikkonzern mit Sitz in Schindellegi befindet sich nach wie vor im Krebsgang. Der Nettoumsatz nahm im dritten Quartal um 46 Prozent auf 5,44 Milliarden Franken ab. In der Folge verschlechterten sich die Gewinnzahlen markant. Der operative Gewinn (EBIT) ging um 52 Prozent auf 446 Millionen Franken zurück und der Reingewinn um 53 Prozent auf 321 Millionen.

Seit dem vierten Quartal 2022 geht es beim Logistikkonzern abwärts, denn in den letzten beiden Jahren hatte das Unternehmen stark von den Pandemieturbulenzen profitiert. Warenströme zu organisieren war in diesem Umfeld aufwendiger und damit für die Kunden teurer. Die Mitarbeitenden von Kühne+Nagel mussten kurzfristig alternative Routen finden und die Waren öfter umladen – gegen gutes Geld. Die pandemiebedingte «Sonderkonjunktur» der Jahre 2021 und 2022 verzerre nach wie vor den Vorjahresvergleich aller Kennzahlen, heisst es in einer aktuellen Mitteilung.

Der Wert, der das Verhältnis von EBIT zu Rohertrag angibt und als Schlüsselzahl in der Branche gilt, landete im dritten Quartal bei 21,5 Prozent nach 36,2 Prozent im Vorjahreszeitraum. Mittelfristig peilt das Unternehmen wieder einen Wert von 25 bis 30 Prozent an. Finanzchef Markus Blanka-Graff gibt sich zuversichtlich, dass das vierte Quartal «solide» ausfallen werde.

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