Wirtschaftsspiegel aus dem Kanton Schwyz, Rückblick Juni 2023
Nachrichten aus der Kantonsregierung, den Bezirken, Gemeinden und der Wirtschaft im Rückblick Juni 2023
Bericht
Foto oben: Blick vom Altberg bei Einsiedeln Richtung Rothenthurm: Die Strasse wird neu (Blickrichtung) links der Bahnlinie geführt, womit der Bahnübergang Höli entfällt.
Wirtschaftsspiegel Aktualität bis Ende Juni 2023
Zusammengestellt von Franz Steinegger
Kanton
Das letzte Stück der H8 kostet 123 Millionen
Knappe 120 Millionen werden in die Bahninfrastruktur zwischen Steinerberg und Schindellegi in den nächsten Jahren investiert. Nachdem die Nutzungsplanteilrevision und die Projektgenehmigung des Regierungsrats im April in Rechtskraft erwachsen sind, kann der Schwyzer Regierungsrat nun beim Kantonsrat die erforderliche Ausgabenbewilligung von 123 Millionen Franken für den Ausbau der H8 zwischen dem Bahnübergang Höli und Biberbrugg beantragen. Mitte 2025 soll mit den Bauarbeiten des knapp vier Kilometer langen Teilstücks, das auf Rothenthurmer Gemeinde- und Einsiedler Bezirksgebiet verläuft, begonnen werden. Sie dürften insgesamt rund sieben Jahre in Anspruch nehmen. Damit kann der jahrzehntelange Ausbau der H8 zwischen Schwyz und Pfäffikon, der wichtigsten innerkantonalen Strasse, beendet werden. 1969 wurde damit begonnen.
Regierung prüft weitere Steuersenkung
Trotz aufkommender Wolken am Finanzhimmel sollen die Steuern weiter gesenkt werden. Der Regierungsrat ist bereit, entsprechende Massnahmen zu prüfen. Rund 800 Millionen Franken umfasst das Eigenkapital, welches sich der Kanton mittlerweile angespart hat. Die letzten acht Jahre schloss die Staatsrechnung positiv ab. Und obwohl schon bald mit negativen Abschlüssen im zweistelligen Millionenbereich gerechnet wird, bleibt Raum für Steuersenkungen und Entlastungen. Dies ist der Antwort zu entnehmen, welche die Regierung gegenüber Fredi Kälin (SVP, Einsiedeln) als Präsident der Staatswirtschaftskommission auf dessen Postulat festhielt. Die Kommission fordert die Regierung auf, eine steuerpolitische Auslegeordnung zu unterbreiten und konkrete Optimierungsmassnahmen auszuarbeiten.
Die Regierung beantragt dem Kantonsrat, das Postulat erheblich zu erklären. Es sei «der Zeitpunkt gekommen, bestehenden Handlungsspielraum gezielt für weitere Entlastungen in spezifischen Teilbereichen zu nutzen». Dies gelte aber nur für natürliche Personen. Konkrete Entlastungsmöglichkeiten sieht der Regierungsrat etwa bei der Besteuerung von Kapitalleistungen. Auch eine Erhöhung der Maximalabzüge von Kinderdrittbetreuungskosten oder Ausbildungs- und Weiterbildungskosten soll ins Auge gefasst werden. Geprüft werden soll weiter eine Erhöhung der Abzüge für Versicherungs- und Sparkapitalzinsen. Der Regierungsrat geht davon aus, dass mit den Anpassungen mit Mindererträgen von rund 21 Millionen Franken pro Jahr zu rechnen wäre. Hinzu kommen noch die rund 63 Millionen Franken, um die er jährlich die Gemeindekassen entlasten will.
Der Überblick über die Rechnungsabschlüsse der Gemeinden und Bezirke im Kanton Schwyz
Erneut bessere Rechnungsabschlüsse bei den Bezirken und Gemeinden
Die Rechnungsabschlüsse sind bei den meisten Bezirken und Gemeinden gegenüber dem Voranschlag besser ausgefallen als budgetiert und 22 Gemeinwesen weisen insgesamt einen Ertragsüberschuss aus. Bei vier Gemeinden fällt das Ergebnis schlechter aus als budgetiert. Anstelle eines erwarteten Aufwandüberschusses von total 14,6 Millionen Franken resultiert im Total über alle Bezirke und Gemeinden hinweg ein Ertragsüberschuss von 68,4 Millionen Franken. Zum massgeblich besseren Ergebnis haben einerseits höhere Steuereinnahmen und Entgelte, andrerseits auch tiefere Personal- und Sachaufwände geführt. Die Bezirke und Gemeinden sahen für das vergangene Jahr Nettoinvestitionen in der Höhe von 160 Millionen Franken vor. Investiert wurden rund 99 Millionen (Vorjahr 68 Millionen) Franken. Die Investitionen konnten hauptsächlich aufgrund von Projektverzögerungen nicht im geplanten Ausmass getätigt werden.
Die Steuererträge zeigen auch Auswirkungen in der Steuerkraft. Sie ist pro Einwohner von 2624 Franken auf 2654 Franken gestiegen. Diese Steigerung ist hauptsächlich auf Steuererträge aus Vorjahren in den Gemeinden Wollerau und Freienbach zurückzuführen. Die Eigenkapitalsituation zeigt sich ausgesprochen solide. Die gesamten Reserven aller Bezirke und Gemeinden beträgt per Ende 2022 hohe 864 Millionen (Vorjahr 790 Millionen) Franken. Davon sind 46 Millionen Franken zweckgebunden als Spezialfinanzierung und 128 Millionen Franken aus der Neubewertung von Grundstücken des Finanzvermögens ausgewiesen.
17 Millionen Franken der Covid-Kredite «verbrannt»
Der Bund reagierte während Corona schnell und ermöglichte den Banken im ganzen Land das unkomplizierte Ausstellen von Krediten an Unternehmen, die befürchteten, wegen der Pandemie in Liquiditätsengpässe zu geraten. Doch nun, wo es ans Rückzahlen geht, zeigt sich, dass der Bund bereits jetzt für viele Ausfälle aufkommen muss. Landesweit sind es bislang 820 Millionen Franken – von total 17 Milliarden an ausbezahlten Covid-Krediten, die, Stand heute, nicht rückbezahlt werden. Diese Quote ist im Kanton Schwyz zwar überdurchschnittlich gut, trotzdem können auch hier etliche Unternehmen ihre Verpflichtungen nicht einhalten. So bewegen sich derzeit die definitiven Ausfälle im Bereich von rund 17 Millionen Franken, wie das kantonale Amt für Wirtschaft bestätigt. Die Gründe dafür: Betriebe gehen in Konkurs, oder der Kredit wurde missbräuchlich verwendet. Im Kanton Schwyz wurden 3000 Kredite beziehungsweise 370 Millionen Franken vergeben. In der Zwischenzeit wurden rund 45 Prozent, also etwa 170 Millionen Franken, zurückbezahlt. Unternehmen können noch bis spätestens am 30. September 2027 ihre Covid-Kredite zurückzahlen.
Finanzausgleich kostet Schwyz nächstes Jahr 215 Millionen
Schwyz muss 2024 weniger in den Ausgleichstopf bezahlen, als budgetiert wurde. Denn jetzt liegen die Berechnungen vor, die zeigen, wie viel Geld die einzelnen Kantone 2024 in den Nationalen Finanzausgleich zu entrichten haben. Die Rechnung dürfte sich 2024 netto auf 215,7 Millionen Franken belaufen. Damit muss Schwyz nochmals tiefer in die Tasche greifen, waren doch für 2023 196,6 Millionen Franken. Im Budget 2024 wurden noch 220 Millionen eingestellt. Damit gehört Schwyz nach wie vor zu jenen Kantonen, die am stärksten vom Finanzausgleich belastet werden. Teurer als in Schwyz ist die Rechnung für Zürich mit 462 Millionen und Zug mit 383 Millionen Franken. Pro Kopf liefert Schwyz am zweimeisten ab. Grösster Profiteur bleibt der Kanton Bern, der 1,3 Milliarden Franken von den Geberkantonen bekommt sowie die Kantone Wallis mit 884 Millionen und Freiburg mit 617,0 Millionen Franken.
Kirchen erhalten auch künftig Geld von Firmen
Nach einer gut eine Stunde dauernden, streckenweise sehr emotional geführten Debatte entschied der Schwyzer Kantonsrat mit 54 zu 34 Stimmen für die Weiterexistenz der obligatorischen Steuerpflicht für juristische Personen. Damit kommen die katholischen und evangelisch-reformierten Kantonalkirchen weiterhin in den Genuss von jährlich rund sechs Millionen Franken. Das Argument von Aurelia Imlig-Auf der Maur (SP, Ibach) setzte sich durch: «Bei den Firmen geht es um einige Promille, bei den Kirchen um die Existenz.» Auch wurde argumentiert, dass die Steuer ein sozialer Beitrag sei, denn die Kirchen leisten viel in diesem Bereich, das den Staat entsprechend entlastet.
Überblick über die grössten Lehrbetriebe im Kanton Schwyz
Spital Schwyz ist der mit Abstand grösste Lehrbetrieb im Kanton
Rund ein Fünftel der gesamten Belegschaft des Spitals Schwyz besteht aus Studierenden und Lernenden. Dies zeigen die aktuellen Zahlen einer Arbeitgeberumfrage des Boten der Urschweiz. Mit 105 Ausbildungsplätzen von insgesamt 518 Vollzeitstellen ist das Spital der Arbeitgeber mit der klar höchsten Anzahl an Auszubildenden im Kanton Schwyz. An zweiter Stelle folgt die Coop Genossenschaft, welche im Kanton Schwyz 62 Lernende ausbildet, gefolgt von Victorinox, welche aktuell 56 junge Menschen in der Berufsausbildung hat. «Aus- und Weiterbildung ist ein zentraler Baustein unserer Strategie. Damit werden wir dem Anspruch als wichtigster regionaler Gesundheitsversorger gerecht», erklärt Spitaldirektorin Franziska Föllmi-Heusi.
Das Spital Schwyz bietet ein breites Ausbildungsangebot für Lernende, Studierende und für Fachkräfte, die sich weiterbilden, an. Die wichtigsten Ausbildungsplätze sind in der Pflege und für Ärztinnen und Ärzte. Hinzu kommen Ausbildungen in medizintechnischen Berufen, in der Verwaltung, Technik, IT, Hotellerie und in weiteren Bereichen. Rund 56 Prozent der Ausbildungsplätze liegen in der Pflege sowie medizintechnischen und therapeutischen Berufen. Weitere 36 Prozent sind in der Ärzteschaft untergebracht.
Spital Schwyz: Mehr Patienten und Pflegetage
6898 stationär behandelte Patientinnen und Patienten sowie 34 205 Pflegetage: Diese Zahlen aus dem Jahresbericht 2022 der Krankenhausgesellschaft Schwyz, dem Trägerverein des Spitals Schwyz, zeigen, dass es im vergangenen Jahr im Spital Schwyz mehr Arbeit gab als im Jahr zuvor. Die Bettenbelegung lag mit 89,5 Prozent ein Prozent höher. Mit der Eröffnung des neuen Multifunktionsgebäudes konnte ein weiteres grosses Bauprojekt abgeschlossen werden. Nun sind Investitionen in Innovationen und Digitalisierung geplant. Mit einem Überschuss von 2,44 Millionen Franken schliesst das Geschäftsjahr 2022 auch in finanzieller Hinsicht erfolgreich ab. Mit einem Eigenfinanzierungsgrad von 52 Prozent steht die Krankenhausgesellschaft auf soliden Beinen. Die Bilanzsumme ist von 104,5 Millionen im Vorjahr auf 112 Millionen angestiegen. Das Spital Schwyz weist 496 Personalstellen auf.
Der künftige Hauptsitz der Carletto-Gruppe in Brunnen.
Spielzeughändler verlegt Firmensitz nach Brunnen
Peter Gygax, Inhaber und Geschäftsführer der Carletto-Gruppe, verlegt den Standort seiner Firma nach Brunnen ins neue Firmengebäude der MMV Holding AG. Seit der Gründung 1986 war das Familienunternehmen am linken Ufer des Zürichsees verwurzelt. Die Carletto-Gruppe vertreibt über 50 Spielwaren-Marken und betreut rund 4500 Kunden. Laut Mitteilung gehören 14 000 Artikel wie Spiele, Puzzles, Kreativspielzeuge, traditionelle Spielzeuge und Puppen dazu. «Diese Mengen werden auch nach dem Umzug eine grosse Herausforderung darstellen», heisst es in einer Medienmitteilung. Der Zusammenschluss der Logistik- und Bürobetriebe, die bisher geografisch voneinander getrennt waren, sei ein wichtiger Faktor, um diese Herausforderungen auch in Zukunft zu meistern. Damit sei das Hochregallager mit seinen riesigen Logistikrobotern das «wohl spektakulärste Element am neuen Standort». Dies bilde für das wachsende Handelsunternehmen ein ideales Fundament für die Zukunft.
Auto AG Schwyz transportierte 800 000 Fahrgäste mehr
Nach zwei schlechten Jahren gelang 2022 der Befreiungsschlag. «Die Zahlen entwickelten sich sehr erfreulich. Viel besser, als wir je zu hoffen gewagt haben», fasst Manuela Gisler, Leiterin Dienste und Mitglied der Geschäftsleitung der Auto AG Schwyz, das vergangene Geschäftsjahr zusammen. War Anfang 2022 Corona noch allgegenwärtig – vor allem spürbar an den vielen internen Ausfällen und den ausbleibenden Passagieren – lief es, je älter das Jahr wurde, umso besser für das ÖV-Unternehmen. Am Ende konnten fast 5 Millionen Fahrgäste gezählt werden – knapp 800 000 beziehungsweise rund 19 Prozent mehr als 2021. Es konnten sogar mehr Personen befördert werden als 2019, im letzten Jahr vor der Pandemie. Trotz hohen Personal- und Dieselkosten resultierte darum ein kleiner Gewinn von knapp 100 000 Franken. Der Ertrag aus Leistungen erreichte 9,5 Millionen Franken (+ 14,5 %), die Abgeltung durch die öffentliche Hand 11,3 Millionen (+ 7,2 %), der Betriebsertrag erzielte 20,9 Millionen (+ 10,3 %). Das Unternehmen hat 124 Vollzeitstellen (+ 11 Stellen.
Stoosbahnen schreiben Rekorde
Das erste volle Geschäftsjahr der Stoosbahnen AG nach der Aufstockung des Parkhauses weist rekordverdächtige Zahlen aus. Damit ist das Neubauprojekt der Stoosbahnen vollständig abgeschlossen. Dies ist dem Geschäftsbericht 2022 zu entnehmen, der erstmals einen Überblick über ein ganzes Geschäftsjahr vorlegen kann. Die Expansion mache sich nicht nur im Umsatz bemerkbar, hält Verwaltungsratspräsident Ivo Husi fest. Dank des stabilen Wetters im Winter 2021/22 bis und mit in den Sommer 2022 haben sich rekordverdächtig viele Gäste auf dem Stoos eingefunden. Zum positiven Ergebnis beigetragen hat auch die erfolgreiche Investition in die Parkhausaufstockung. Das Parkhaus bietet nun zusätzlich 131 Parkplätze an. Auch das Projekt Ersatz und Erschliessungsbahn Morschach-Stoos (EBMS) wurde gestartet. Die künftige Pendelbahn soll nach neuestem Standard im 24-Stunden-Betrieb ausgerüstet werden. Fertiggestellt worden ist auch die Stoos-Lodge der Familie Koch, welche den «Stoos in mehrfacher Hinsicht bereichert», heisst es weiter.
Mit einem Umsatz von 20,8 Millionen Franken verzeichnete die Stoosbahnen AG erstmals einen Umsatz von über 20 Millionen Franken. Der Ebitda betrug 5,6 Millionen Franken und erreichte in Relation zum Umsatz 27 Prozent. Das Unternehmen bietet 85 Vollzeitstellen, weist eine Bilanzsumme 32,7 Millionen, ein Fremdkapital von 18,1 Millionen und ein Eigenkapital von 14,5 Millionen Franken aus.
Erfolgreichstes Jahr aller Zeiten der Rigi Bahnen
Mit einem Unternehmenserfolg von rund 4,4 Millionen Franken machte die Rigi Bahnen AG das Jahr 2022 zum finanziell erfolgreichsten Geschäftsjahr ihrer Geschichte. «Die schnelle Erholung der Gästezahlen und des Umsatzes sind sehr erfreulich», erklärte Verwaltungsratspräsident Karl Bucher an der 31. Generalversammlung. CEO Frédéric Füssenich sprach von einem «sunnigen» Jahr. Sowohl VR-Präsident als auch CEO zeigten sich auch erfreut über die fast 80-prozentige Zustimmung der Weggiser Stimmgemeinde zum Seilbahnkorridor. Dadurch sei nun die Grundlage für die geplante Gondelbahn Weggis–Rigi Kaltbad geschaffen. Aufgrund der Unterstützung durch die Covid-Kredite war eine Dividendenausschüttung im Berichtsjahr untersagt.
Die Fensterfabrik M. Langenegger stellt nach 50 Jahren die Produktion ein.
Fensterfabrik in Gersau stellt Produktion ein
Ende Jahr wird die Fensterproduktion der M. Langenegger AG mitten in Gersau eingestellt. Betroffen sind zehn Mitarbeitende. Agnes und Felix Näf, Inhaber von Langenegger Fenster, planen als Ersatz für die Produktionshalle ein Mehrfamilienhaus. Damit geht eine 50-jährige Unternehmensgeschichte zu Ende. Agnes und Felix Näf, Inhaber seit dem Jahr 2007, haben sich aus verschiedenen Gründen zu diesem Schritt entschieden. Einerseits ist es der Standort. Eine industrielle Produktion sorge heute, insbesondere aufgrund des Lärms und der komplexen Anlieferung, mitten im Wohnquartier für Konfliktpotenzial. Andererseits sei der unternehmerische Druck in den letzten Jahren stetig gestiegen, und es konnte kein Nachfolger gefunden werden. Die letzten Fenster werden vor Weihnachten produziert und montiert. Anschliessend wird die Produktion eingestellt. Reparaturen oder das Richten von bestehenden Fenstern seien weiterhin möglich, versichert Felix Näf. Auf dem Grundstück der heutigen Produktion wird die rückwärtige Halle abgebrochen, hier soll ein Mehrfamilienhaus realisiert werden. Das Gebäude entlang der Bachstrasse bleibt bestehen. Dort wird auch eine Werkstatt erhalten bleiben.
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