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Neue AUSLESE, Ausgabe September 2020

AUSLESE Juli 2020 ist das Verbandsorgan des H+I – Der Schwyzer Wirtschaftsverband. In der Septemberausgabe stellen Experten der Energieeffizienz wichtige Zusammenhänge und praktische Systeme vor. Wie energiewirtschaftet die Schweiz, wie geht der Kanton Schwyz nachhaltig mit Ressourcen um? In Interviews und Berichten berichtet die AUSLESE über einen innovativen Wirtschaftszweig.

Energiewerk Agro Energie Schwyz, Foto © Axel B. Bott

Bericht

Energieeffizienz ist ein zentraler Pfeiler der Energie- und Klimapolitik

Gastbeitrag von Kurt Bisang, Stellvertretender Leiter Energieeffizienz und erneuerbare Energien bei Energie- Schweiz, BfE

Die Energielandschaft ist im Umbruch. Die Stimmberechtigten der Schweiz haben im Mai 2017 mit 58% einer Energiepolitik zugestimmt, die auf mehr erneuerbare Energien und Energieeffizienz setzt und die langfristig auf Kernenergie verzichtet. Der Bundesrat hat im August 2019 ein Netto-Null-Ziel formuliert, die Schweiz soll ab 2050 unter dem Strich keine Treibhausgasemissionen mehr ausstossen. Das Parlament berät nun das neue CO2- Gesetz und verfolgt dasselbe Ziel. Die Herausforderungen sind gross, die Energieversorgung soll nicht nur möglichst umwelt- und klimafreundlich sein. Sie muss auch erschwinglich bleiben und vor allem auch sicher sein. Energie soll zur Verfügung stehen, wenn sie gebraucht wird. Die Energieeffizienz ist ein zentraler Pfeiler der Energie- und Klimapolitik. Wie schon oft gesagt wurde: Die günstigste Energie ist immer noch die, die nicht gebraucht wird. Die Energieeffizienz predigt keinen Verzicht. Sie erinnert daran, dass für einen bestimmten Nutzen eben nur soviel Energie eingesetzt werden sollte, wie gerade nötig ist. Und wie es sich für das Portemonnaie am besten rechnet. Energieeffizienz ist schlau, oder neudeutsch: smart. Die Unternehmen der Schweiz verbrauchen rund 38% der Energie. Besonders hoch ist der Anteil beim Strom, hier beträgt er 60%. Aber nicht nur der Energieverbrauch ist hoch, auch das Potenzial für Energieeffizienz ist es. Das ist offensichtlich bei Unternehmen, die sich aus Zeitdruck oder wegen anderen Prioritäten kaum um den Energieverbrauch gekümmert haben. Mit einer kurzen Energieberatung können einfache Massnahmen realisiert werden, die oft bereits 10 – 20% einsparen.

Andere Unternehmen haben bereits viele Massnahmen umgesetzt und bleiben zum Beispiel über eine Zielvereinbarung oder eine Energieverbrauchsanalyse am Ball. Aber auch hier schlummern oft noch Potentiale, die mit einer detaillierten Analyse erfasst und gehoben werden können. Der Aufwand ist zu Beginn grösser, der Nutzen gleicht dies in kurzer Zeit aus. Der Bund fördert Energieberatungen und -analysen in Unternehmen, aber auch konkrete Massnahmen für die Stromeffizienz. Sie erfahren dazu mehr im Interview. Zum Schluss: Bleiben Sie energieeffizient! Sie tragen zu den Zielen der Klima- und Energiepolitik bei, brauchen die Energie smart und sparen Geld.

Kurt Bisang

AUSLESE in eigener Sache
Geschätzte Leserin, geschätzter Leser, Die Kommunikationsleitung im H+I dankt Ihnen für Ihre tollen Rückmeldungen zur AUSLESE im neuen Auftritt, dem neuen Inhaltskonzept mit Schwerpunktthemen und der als sehr positiv wahrgenommenen Sicht, auch über unsere Kantonsgrenze hinaus. Lokale Wirtschaftsentscheide beeinflussen durchaus regionale, kantonale, nationale und internationale Geschäfte. Wie auch umgekehrt globale Entwicklungen nicht vor der Schweiz halt machen und bis in unseren Kanton durchdringen. Sie, geschätzte Unternehmen mit Standort Schwyz, haben gelernt produktiv damit umzugehen, wie Sie auch verstehen, mit einem effizienten Energiemanagement wirtschaftlich zu handeln. Diese Ausgabe der AUSLESE unterstützt Sie dabei mit professionellem Wissen, Knowhow und passenden Instrumenten. Beachten Sie die aktuellen Fachbeiträge der befragten Experten der öffentlichen Hand wie aus der Privatwirtschaft. Methodenkompetenz entsteht durch Aufgeschlossenheit für neue Erkenntnisse und ihre Bewährung in der Praxis. In diesem Sinne, bleiben Sie effizient informiert!

Energieeffizienz ist machbar bei Gebäuden, Mobilität und bei industriellen Prozessen

Energieeffizienz erhöhen mit der Programmstrategie Energie- Schweiz 2021 – 2030. Die Redaktion der AUSLESE sprach mit Kurt Bisang Dr. Phil. I, stellvertretender Leiter Energieeffizienz und erneuerbare Energien im BFE.

Herr Bisang, wo sehen Sie die wirksamsten Potenziale für Energieeffizienz in Unternehmen, in der Immobilienbewirtschaftung und ihren Mobilitätsmitteln?
Es gibt eine breite Palette an Potentialen. Bei vielen Gebäuden kann die Gebäudehülle saniert und dadurch der Energieverbrauch für das Heizen halbiert werden. In der produzierenden Industrie können Prozesse optimiert und effizientere Komponenten eingesetzt werden – mit Einsparungen bis zu 30%. Eindrücklich ist die technische Entwicklung bei der Beleuchtung, LED und Sensorik sparen gegenüber Halogen oder Leuchtstoffröhren bis zu 80% ein. Grosse Potenziale gibt es in der Mobilität, von den Flottenfahrzeugen bis zur Feinverteilung in der Güterlogistik. Es gilt aber: Die Unternehmen sind verschieden und die Potenziale sollten in jedem Unternehmen einzeln angesehen werden.

Sind in der Umsetzung zu mehr Energieeffizienz Trends abzusehen?
Die Digitalisierung ist ein Trend. In der Energiewirtschaft sind zudem die Dekarbonisierung, Dezentralisierung und Elektrifizierung zu nennen. Unternehmen können in dezentralen Energienetzen selber als Produzenten den Strom aus der eigenen PV-Anlage einspeisen und ihre Lasten optimal steuern. Durch den besseren Einblick in den eigenen Energieverbrauch werden erfahrungsgemäss auch zusätzliche Effizienzmassnahmen ergriffen.

Welche Hemmnisse sind zu erwarten?
Manchmal fehlt es an Wissen über besonders effiziente Technologien. Unternehmen stehen stark unter Druck und fokussieren sich auf ihr Kerngeschäft. Das ist nachvollziehbar, kostet die Unternehmen aber Geld. Darüber hinaus stellen die Investitionsentscheide fast nur auf Einkaufspreise und nicht auf die Lebenszyklus-Kosten ab. Das lässt sich in den Ausschreibungen sehen. Im Einkauf teurere effiziente Anlagen, die sich durch den tiefen Energieverbrauch in wenigen Jahren amortisieren würden, wären für die Unternehmen die bessere Lösung.

An welche Energie-, klimapolitischen Ziele und Massnahmen sollten sich Unternehmen halten?
Als Auflagen gibt es die kantonalen Grossverbraucherartikel sowie – für einzelne sehr grosse Unternehmen – die Einbindung in das Emissionshandelssystem. Grössere Unternehmen können sich von der CO2-Abgabe befreien oder den Netzzuschlag rückerstatten lassen. Im Gegenzug ist eine Zielvereinbarung einzugehen, die darauf zielt, dass ein Unternehmen möglichst alle wirtschaftlichen Massnahmen realisiert.
Wenn ein Unternehmen investiert, dann gibt es für verschiedene besonders effiziente Technologien die Möglichkeit, Fördermittel zu beantragen. Im Strombereich gibt es dafür ProKilowatt, bei den Brenn- und Treibstoffen Klik.

Welche Herausforderungen sehen Sie bei den Effizienzprozessen?
Kleinere und mittlere Unternehmen haben andere Prioritäten als Energieeffizienz und manchmal auch schlichtweg kein eigenes technisches Personal, das sich um das Thema kümmern könnte. Grosse Unternehmen hingegen haben dagegen bereits Energieverbrauchsanalysen oder eine Zielvereinbarung gemacht. Es schlummern jedoch weitere Potenziale, die meist nur über Expertisen ermittelt werden können. Dazu sind Messungen nötig, die etwas kosten, sich aber schnell ausbezahlen. Andere Massnahmen sind zwar nicht teuer, wie die Betriebsoptimierung, sie müssen aber kontinuierlich und regelmässig durchgeführt werden.

Spielen dabei Mittler und Multiplikatoren eine Rolle?
Es muss genügend Installateure, Fachplaner und Anlagenbauer geben, der Fachkräftemangel ist auch hier ein Thema. Und dann müssen diese ihr Wissen auf dem aktuellsten Stand halten. Dazu ist auch die Kompetenz der Besteller nötig, um effiziente Massnahmen einzufordern. Der aktuelle Stand der Technik und die Angebote für Beratung sollten den Unternehmen, welche diese einsetzen, bekannt sein. Branchenverbände können hierzu ihre Mitglieder informieren.

Können Sie drei konkrete Schwerpunktmassnahmen, je für ein Grossunternehmen, ein mittleres Unternehmen und für kleinere Unternehmen nennen?
Ein grosses Unternehmen wäre eines mit jährlichen Energiekosten von über CHF 300‘000 (oder über 500 MWh Stromverbrauch). Da die Energiekosten hoch sind, sind einfache Massnahmen bereits realisiert. Darüber hinaus gibt es zusätzlich wirtschaftlich hochinteressante, aber technisch anspruchsvollere Einsparpotenziale in den Produktionsanlagen. Ein Grossunternehmen kann alle Wärme- und Kälteströme erfassen und dann die Abwärme optimal nutzen. Elektrische Produktionsanlagen können ausgemessen und bedarfsgerecht ausgelegt werden. An diese Energieberatungen übernimmt das BFE im Rahmen von EnergieSchweiz bis zu 40% der Kosten (Stichworte: „Pinch-Analyse“ und „ProAnalySys“). Mittlere Unternehmen können mit einfachen Sofortmassnahmen oft 10 – 15% der Energiekosten sparen: Heizkurve anpassen, Leckagen in Druckluftanlagen beheben, Kälteanlagen richtig warten, u.a.m. Mit einer Energieberatung können sich mittlere Unternehmen Massnahmen in wenigen Tagen massschneidern lassen. Das BFE unterstützt dazu Energieberatungen mit bis zu 50% der Kosten (Stichwort: „PEIK professionelle Energieberatung für Ihr KMU“). Kleine Unternehmen mit Energiekosten von unter CHF 20‘000 pro Jahr sollten sich zuerst die Heizung und die Firmenfahrzeuge vornehmen. Falls noch vorhanden, fossiles auf erneuerbares Heizen umstellen. Und vielleicht kann das nächste Firmenfahrzeug ein elektrisches Fahrzeug sein. Tipps dazu gibt es auf der Homepage www.energieschweiz.ch.

 

Ausgabe Juli 2020 Inhaltsverzeichnis
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Energieeffizienz ist ein zentraler Pfeiler der Energie- und Klimapolitik, Kurt Bisang, BFE
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Energieeffizienz ist machbar, Interview mit Kurt Bisang, Bundesamt für Energie, BFE
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Die nächsten Schritte der Energiestrategie des Kantons Schwyz, Sandro Patierno, Regierungsrat, Vorsteher des Umweltdepartements
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Elektro Suisse, Kurzportrait Kompetenzzentrum
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Authentische Holzbausanierung und CO2- schonende Energienutzung im Doppelpack, Hochschule Luzern, EWS Schwyz
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Energylight – nirgends lässt sich so viel Strom einsparen wie in der Beleuchtung, Schweizer Lichtgesellschaft SLG
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Ecodesign – durch geänderte Denkhaltung zu ressourceneffizienten Produkten
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90 Jahre Horst AG, Publireportage
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Gesicherte Energiestrategie durch autarke Energieversorgung , Energie Ausserschwyz, EW-Höfe
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Wieso das SEEDAMM PLAZA Veränderungen gut wegsteckt, Publireportage
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Vielen Dank für den tollen Einsatz Roman Weber! Herzlich willkommen Christian Grätzer als neuer H+I- Geschäftsführer
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Strom effizient produzieren und nutzen, ebs Schwyz, Publireportage
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H+I-Generalversammlung im Seedamm Plaza in positiver Wirtschaftsstimmung
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EW Höfe geht mit Smart City Tower neue Wege
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Wirtschaftsspiegel Regionen
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KOF Konjunkturprognose
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AUSLESE Vorschau November
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Die Mitgliedschaft im H+I zahlt sich aus

 

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