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Wirtschaftswochen in Schwyzer Gymnasien

Wirtschaftswoche motiviert Schülerinnen und Schüler, ihr eigener Chef zu sein.

Bericht

Schülerinnen erarbeiten in einer Woche ein komplettes Unternehmenskonzept und integrieren ein interaktives Marktgeschehen. Foto: Axel B. Bott

Wirtschaftswoche am Beispiel Theresianum Ingenbohl

Überraschend positive Erfahrung

Freitag, der 5. Juli 2019, ein schöner Sommertag. Gleichzeitig der letzte Schultag vor den grossen Ferien.
Georges Kaufmann, Vorstandsmitglied des H+I – des Schwyzer Wirtschaftsverbands, besucht den letzten Abschlusstag der «Wirtschaftswoche» im Theresianum Ingenbohl. Er hat mir angeboten, ihn zu begleiten, um Einblick in eine bemerkenswerte Wirtschaftsinitiative der Ernst Schmidheiny Stiftung und der Schweizer Handelskammern – in diesem Fall der Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz IHZ und des H+I – zu nehmen. Die Wirtschaftswoche will bei den Jugendlichen ein Interesse am Thema Wirtschaft wecken und zur weiteren Vertiefung empfehlen.

Das Theresianum Ingenbohl ist eine von mehreren Mittelschulen im Kanton Schwyz. Sie hat bereits 20 Jahre erfolgreich Wirtschaftswochen durchgeführt und sich auch 2019 wieder für dieses «Know-how-Plugin» des praktischen Wissens beworben. Heute finden in sämtlichen fünf Gymnasien und Kantonsschulen im Kanton Schwyz Wirtschaftswochen statt: Neben dem Theresianum Ingenbohl auch in der Kantonsschule Pfäffikon, im Kollegium Schwyz, der Stiftsschule Einsiedeln und am Gymnasium Immensee.

Die Wirtschaftswoche findet in zwei Klassen statt. Pro Klasse werden vier Teams mit je vier bis fünf SchülerInnen von jeweils zwei Fachlehrern gecoacht und begleitet. Am heutigen Abschlusstag der Wirtschaftswoche präsentieren die SchülerInnen ihr «Unternehmenskonzept» und präsentieren es einem wohlwollend kritischen «Expertengremium», bestehend aus Fachlehrern, SchülerInnen, Eltern, Freunden, Bekannten, Besuchern und Begleitern der Wirtschaftswoche.
Die Wirtschaftswoche findet von Montag bis Freitag statt. Am Mittwochnachmittag steht jeweils der Besuch in einem Produktionsunternehmen in der Nähe auf dem Programm. Die SchülerInnen des Theresianums haben in diesem Jahr die Garaventa AG in Goldau besucht. Finanziell unterstützt werden die Wirtschaftswochen jeweils von zahlreichen Unternehmen der Zentralschweiz durch die Übernahme eines Klassenpatronats. In diesem Jahr haben Felchlin Switzerland, Victorinox, Schwyzer Kantonalbank und Schmidlin die Wirtschaftswoche in Ingenbohl unterstützt.

Für die SchülerInnen der Schwyzer Gymnasien ist dieser Kurs kostenfrei. Die Finanzierung wird von der Ernst Schmidheiny Stiftung, der IHZ, dem H+I und den Schulen (im vorliegenden Beispiel vom Theresianum Ingenbohl) sowie Firmen aus der Region getragen. Die Fachlehrer werden zuvor für die Wirtschaftswoche von der Ernst Schmidheiny Stiftung geschult und erheben keine Honorare.
Die genannten Träger, bis auf die Firmensponsoren, sind für die Durchführung verantwortlich.

Die beiden Abschlusspräsentationen sind gut besucht. Gebannt lauschen die Besucher (fiktive Investoren) den exzellent moderierten Vorträgen der SchülerInnenteams. Die beachtlich professionell und sehr engagiert inszenierten Präsentationen sind erfrischend und spannend moderiert. Ich nehme an den Vorträgen der beiden letzten Teams teil, die zwei Varianten in der Produktion und im Vertrieb von Freizeitzelten entwickelten. Während das eine Konzept auf Anpassbarkeit für Veranstaltungen (Open Air) Wert legt, sieht das andere die Modularität von Zeltkomponenten als Schwerpunkt.
Die Vorträge beinhalten einen Businessplan sowie Erläuterungen zu den Betriebsressourcen, Personaleinsatz, Produktionsanlagen, Marktverhältnissen, Kunden und Vertriebsmassnahmen und zu Kommunikationskonzept, Firmenlogo, Flyer und Website. Angeleitet wurden die zwei mal vier Teams von den Fachlehrern Daniel Sieber, Peter Kratz, Hans Peter Baumann und Daniel Stauffer.

Der Besuch der Abschlussveranstaltung hinterlässt einen respektvollen und anerkennenden Eindruck. Die Leistung der SchülerInnen und Fachlehrer, der IHZ, des H+I, der Schule und der Ernst Schmidheiny Stiftung verdient eine grosse Anerkennung.


WIWO-Funktionsschema der Ernst Schmidtheiny Stiftung. So funktioniert Wirtschaft im Zusammenhang der Handlungsfelder. Leitfaden für das Coaching der Fachlehrer und Schülerinnen.

Schülerinnen referieren über Ihr Projekt am Abschlusstag der Wirtschaftswoche. Fachlehrer Daniel Sieber und Peter Kratz (nicht im Bild). Foto Axel B. Bott


Fachlehrer begleiten den Unterricht, Hier die Klasse v.l.n.r. mit Hans Peter Baumann und Daniel Stauffer, Theresianum Ingenbohl. Foto Axel B. Bott


Fachlehrer Daniel Sieber, hat sich über ein Seminar bei der Ernst Schmidheiny Stiftung auf den Unterricht vorbereitet. Foto Axel B. Bott


Peter Kratz, Fachlehrer Wirtschaftswoche, Theresianum Ingenbohl 2019. Foto Peter Kratz


Georges Kaufmann, H+I – Der Schwyzer Wirtschaftsverband, hat sich zusammen mit Georg Stähli für die Durchführung der Wirtschaftswochen engagiert. Hier in der Aula des Theresianum Ingenbohl.

Was begeistert Schulen und Schüler, an Wirtschaftswochen teilzunehmen?

Theresianum Ingenbohl, Privatschule mit kantonalem Auftrag, Gymnasium, Fachmittelschule, Sekundarschule und Internat.
Das Theresianum Ingenbohl liegt im Talkessel von Schwyz. Dessen Ziel ist, selbstsichere, sozialkompetente SchülerInnen heranzubilden und sie optimal auf ihre weitere Laufbahn vorzubereiten. Hochqualifizierte Lehrpersonen und InternatsbetreuerInnen begleiten und fördern die Entwicklung und Entfaltung der Jugendlichen. Junge Frauen besuchen die Sekundarschule vom 7. bis 9. Schuljahr sowie auch das 10. Schuljahr und das Gymnasium – interne SchülerInnen wohnen und leben im Internat.
Die Fachmittelschule (FMS) steht Mädchen und Jungen offen. Alle Schultypen führen zu anerkannten Abschlüssen. Das Gymnasium führt zur Matura, die Fachmittelschule nach dem dritten Jahr zum Fachmittelschulausweis und nach dem vierten Jahr zur Fachmaturität Pädagogik, zur Fachmaturität Soziale Arbeit oder zur Fachmaturität Gesundheit. Die Sekundarschule richtet sich ganz nach den Fähigkeiten und Fertigkeiten der SchülerInnen und macht den Weg frei für eine Berufsbildung, die Fachmittelschule oder das Gymnasium. Die Schule steht sämtlichen Glaubensrichtungen und Konfessionen offen gegenüber.


Christine Hänggi sieht die Wirtschaftswoche als ideale Ergänzung zu bestehenden Fächern.
Foto: Christine Hänggi, Rektorin Theresianum Ingenbohl.

SchülerInnen ziehen unterschiedlichen Nutzen aus der Wirtschaftswoche

«Die Wirtschaftswoche ist ein allgemeines Angebot für alle Mittelschulen. Am Theresianum wird diese Woche schon seit ca. 20 Jahren erfolgreich durchgeführt. Die Projektwochen finden in gleicher Form, aber unabhängig in jeder Schule statt, die sich dazu anmeldet. Die jeweiligen Kursleiter tauschen sich natürlich untereinander aus. Es kann auch sporadisch zu schulübergreifenden Teilnahmen einzelner Klassen kommen.
Eine gezielte und spezielle Vorbereitung auf diese Woche ist nicht notwendig. Die Koordination läuft über die Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz und unser Sekretariat. An unserer Schule nehmen immer die Vormaturaklassen an dieser Projektwoche teil. Sie hatten im ersten und im zweiten Jahr des Gymnasiums bereits insgesamt vier Jahreslektionen Wirtschaft und Recht als Grundlagenfach.
Zu erwähnen ist, dass es reine Frauenklassen sind und wir unsere Schülerinnen sehr offen gegenüber allem Neuen erleben. Diese Haltung zeigt sich auch generell im Schulalltag und wird auch von den unterrichtenden Lehrpersonen allgemein so wahrgenommen.
Der Nutzen, den die Schülerinnen aus der Wirtschaftswoche ziehen, ist unterschiedlich.
Einige erfahren dadurch Anregungen, für andere ist dieser Prozess damit abgeschlossen. Nächsten April beginnt die Information der Klassen zur konkreten Struktur und zum Inhalt der Wirtschaftswoche im Jahr 2020.»

Stiftung Theresianum Ingenbohl
Schule und Internat
Christine Hänggi, Rektorin
Klosterstrasse 14
6440 Brunnen
Tel. 041 825 26 00
Fax 041 825 26 48
info@theresianum.ch
www.theresianum.ch

Projektgarantie durch die Unterstützung der Wirtschaft

Die Wirtschaftswochen werden von Firmen und Organisationen der Wirtschaft unterstützt. Für die Firmen bedeutet dieses Engagement, Fachkräfte für eine Berufslaufbahn in der Industrie zu sensibilisieren sowie generell ein begreifbares Bild der Industrie zu zeichnen. «Dieser Anspruch ist richtig», wie beispielsweise Michael Tschümperlin, Victorinox Schwyz, bestätigt. «SchülerInnen sind überrascht, einen Betriebsalltag und spezifische Produktionsprozesse kennenzulernen, die sie sich zuvor so nicht vorstellen konnten.»

Der H+I hat sich mit grossem Engagement von Georges Kaufmann und Georg Stähli für das Zustandekommen und die Durchführung der Wirtschaftswochen im Kanton Schwyz eingesetzt. Diese Errungenschaft wird von den Schulen gewürdigt und respektvoll anerkannt.

Für die IHZ koordiniert Brigit Fischer die Organisation und Durchführung der Wirtschaftswochen zusammen mit Monika Hegglin. Das folgende Interview ist ungekürzt und beantwortet die wesentlichen Zusammenhänge. Es zeigt auch den anerkennenswert persönlichen Einsatz von Frau Fischer und den beteiligten Trägern und Unterstützern. Brigit Fischer leitet als Fachlehrerin jedes Jahr mindestens zwei Wirtschaftswochen selbst und kennt beide Seiten: die der Organisatoren (wie die IHZ), aber auch die der Fachlehrer. Die Fachlehrer werden meist durch einen persönlichen Kontakt auf die Ernst Schmidheiny Stiftung und das Programm der Wirtschaftswoche aufmerksam, wo sie den Ausbildungskurs absolvierten.

Die Wirtschaftswoche ist ein Gemeinschaftsprojekt der Ernst Schmidheiny Stiftung, der Industrie- und Handelskammern, der Schulen, Fachlehrer und Sponsoren. Die IHZ koordiniert das Zusammenwirken für ein erfolgreiches Projekt in dem Fall über Ihre Fachstelle?

Die Wirtschaftswochen werden von den Handelskammern im Auftrag und in enger Zusammenarbeit mit der Ernst Schmidheiny Stiftung organisiert. Die IHZ ist zuständig für alle Zentralschweizer Kantone, also Uri, Schwyz, Ob- und Nidwalden sowie Luzern. Zurzeit sind das 13 Schulen, welche in total 24 Klassen Wirtschaftswochen durchführen.

Frau Fischer, welche Aufgaben gibt es dabei zu bewältigen? Bedarf die Erledigung allein Ihres proaktiven Einsatzes oder werden Sie durch die Beteiligten unterstützt?

Die IHZ ist verantwortlich für die gesamte Organisation, das heisst die Rekrutierung der Fachlehrer, die Koordination mit den Schulen und auch die Gewinnung neuer Schulen, administrative Arbeiten wie Zertifikate für die Schüler, Material zur Verfügung stellen, Referate und Unternehmensbesichtigungen organisieren (diese sind fester Bestandteil jeder WiWo), Sponsoren zur Finanzierung suchen, Organisation einer Vorbesprechung mit allen Beteiligten, Eröffnung und Abschluss der WiWo sowie Betreuung der Fachlehrer während der WiWo (meist ein Nachtessen).

Die meisten Kosten der Durchführung übernimmt die IHZ, inkl. Spesen, Hotelübernachtungen der Fachlehrer, Carkosten und weiterer Aufwendungen. Deshalb sind Gönner und Sponsoren notwendig. Die Stiftung ihrerseits konzipiert und entwickelt sämtliches Unterrichtsmaterial, bildet die Fachlehrer aus und unterstützt jede WiWo mit einem Klassenbeitrag. Aus diesen Gründen arbeitet auch die Stiftung eng mit Sponsoren zusammen.
Die Schulen ihrerseits übernehmen ganz unterschiedliche Rollen: Die einen organisieren ebenfalls ein Essen für die Fachlehrer. Meist übernehmen die Schulen die Kosten für die Mittagessen der Fachlehrer, aber dies ist sozusagen von Schule zu Schule unterschiedlich.
Die Fachlehrer leiten die WiWo jeweils ehrenamtlich. Wie oben erwähnt, werden ihnen einzig die Spesen vergütet. Oft melden sie sich selber wieder für einen Einsatz, manchmal aber muss man sie auch aktiv angehen.

Welche Aufgaben übernimmt dabei der H+I?

Über viele Jahre hat der H+I die Wirtschaftswochen im Kanton Schwyz eigenständig organisiert, dies durch Georg Stäheli und Georges Kaufmann, beide sind auch als Fachlehrer tätig. Vor rund vier Jahren haben sie die Organisationsaufgaben an die IHZ übergeben, weil wir ja eine professionelle Infrastruktur haben und dies zu unserem Arbeitspensum gehört, die beiden Herren dies jedoch jahrelang nebenher und auf freiwilliger Basis gemacht haben. Heute sind sie noch in die Vorbesprechungen, die WiWo-Abschlüsse und die Koordination involviert und auch mal als Referenten für eine Eröffnung tätig. Die wichtigste Aufgabe ist jedoch, dass sie die jeweiligen Fachlehreressen in einer Schwyzer WiWo organisieren und der H+I auch deren Kosten übernimmt. Dies wird nicht nur von uns, sondern auch von den Fachlehrern hochgeschätzt. Diese Nachtessen sind jeweils ein Highlight für die Fachlehrer. Ein herzliches Dankeschön auch auf diesem Weg!

Akquiriert Ihre Stelle alle Beteiligten (Industrie, Schulen, Fachlehrer, Sponsoren) oder bewerben sich diese bei Ihnen um ein Mandat?

Die Unternehmen für die Besichtigung sowie die Referenten werden von uns angefragt. Bei den Schulen kommt es immer wieder vor, dass sich eine neu für eine WiWo interessiert, meist aber müssen sie von uns angegangen werden. Die meisten WiWos finden jedoch in zahlreichen Zentralschweizer Schulen bereits seit Jahren statt.
Wie erwähnt, melden sich viele Fachlehrer nach der WiWo erneut für ein weiteres Jahr, oft aber gehen wir – auch neue – Fachlehrer proaktiv an. Zudem ist eine gewisse Rotation und Durchmischung gut. Die Fachlehrer leiten nicht immer an der gleichen Schule eine WiWo. Die Sponsoren schreiben wir jeweils Anfang Jahr an und bitten um die Übernahme eines Klassenpatronates. Im Kanton Schwyz können die Sponsoren selber bestimmen, welche Schule sie unterstützen möchten. Entsprechend wird ihr Logo auf diesem Wochenprogramm publiziert.

Ist die IHZ Veranstalter oder im Auftrag der Ernst Schmidheiny Stiftung tätig?

Die IHZ ist Organisator und Durchführer der WiWo, jedoch im Auftrag der Stiftung und immer in enger Zusammenarbeit mit ihr (die Stiftung stellt die Lehrmittel zur Verfügung).

Gibt die Stiftung alle Abläufe und Inhalte (inkl. Schulung der Fachlehrer) vor oder werden diese an einem «runden Tisch» mit dem jeweiligen Kanton an die Lehrinhalte der Schulen angepasst?

Das Herzstück einer WiWo ist das Planspiel WIWAG®, eine computerbasierte Unternehmenssimulation, die den Markt und auch die Konkurrenz sowie weitere äussere Einwirkungen (Konjunktur, Materialpreise, Maschinen etc.) nachbildet. Die Entscheide der verschiedenen Unternehmen einer WiWo werden so ausgewertet und täglich die Resultate den Schülern präsentiert. Das Spiel umfasst fünf Geschäftsjahre.
Alles andere ist dem jeweiligen Fachlehrerteam freigestellt: wie sie verschiedene Themen, Diskussionen etc. gestalten wollen oder welche Materialien sie verwenden wollen. Die Stiftung stellt dazu eine grosse Sammlung an Filmen, Übungsbeispielen, Theoriefolien und weiteren Materialien zur Verfügung. So ist jede WiWo einzigartig. Die Fachlehrer sind primär in der Funktion eines Coaches engagiert. Es ist nicht das Ziel, dass sie Schulunterricht «simulieren» – weder didaktisch noch pädagogisch sind sie dafür ausgebildet. Wichtig ist ihre Erfahrung aus der Praxis, also aus ihrer Unternehmersicht.

Wie ist die Finanzierung? Jeweils ein Viertel Stiftung, IHZ, Industrie/Sponsoren und Schulen?

Die Stiftung unterstützt jede Klasse mit 900 Franken. Die Industrie engagiert sich entweder als Gönner/Sponsor oder indem sie Fachlehrer delegiert oder eine Unternehmensbesichtigung ermöglicht. Die gesamte Abrechnung der Drittkosten geht aber zulasten der IHZ. Sind es in einem Jahr weniger Sponsoren, die die IHZ generiert, so bleibt mehr bei ihr hängen. Wie bereits oben erwähnt, finanziert der H+I die drei Fachlehreressen für die Schwyzer WiWos.

Wie weit im Voraus erfolgt die Planung der Projektwochen bereits fürs Folgejahr?

Nach einer abgeschlossenen WiWo klären wir mit der Schule, ob wieder eine WiWo durchgeführt wird, und anschliessend werden auch die Fachlehrer angefragt, ob sie wieder dabei sind. Ziel ist es, Ende eines Kalenderjahres Zusagen aller Fachlehrer zu haben (bei der IHZ sind das knapp 50 Personen pro Jahr). Die Planung läuft also eigentlich rund ums Jahr, zumal ja nicht alle WiWos zur gleichen Zeit stattfinden.

Welche Feedbacks erhalten Sie von Schulen, Fachlehrern, Industrie?

Die Stiftung hat einen standardisierten Feedbackbogen sowohl für die Schüler als auch für die Fachlehrpersonen. Grundsätzlich kann man sagen, dass die WiWo immer ein Erfolg ist, unabhängig davon, wer sie leitet und auf welche Art. Die Feedbacks werden auch mit der Schule geteilt. Seitens der Industrie erhalten wir wenig Rückmeldungen, da ist es eher umgekehrt, dass wir uns bedanken und ein Feedback zur Besichtigung geben. Grundsätzlich sind die WiWos in der Zentralschweiz sehr gut auch bei den Unternehmen verankert – sie schätzen, dass die Jugendlichen diese Möglichkeit haben und so für die wirtschaftlichen Zusammenhänge sensibilisiert werden können. Wir stellen eine grosse Unterstützung fest, sei es für Besichtigungen, Kurzreferate oder auch mit Klassenpatronaten. Die Rückmeldungen der Fachlehrer zur Organisation sind immer sehr positiv. Es ist uns auch wichtig, dass sie es gut haben, stellen sie doch freiwillig eine Woche ihrer Zeit den Schülern zur Verfügung.

Welche Wirkung nehmen Sie im Feedback der Schülerinnen und Schüler wahr?

Grundsätzlich sind die Rückmeldungen der Schüler sehr positiv. Am meisten schätzen sie die Simulation WIWAG®, die Gruppenarbeiten und dass sie selber Entscheidungen treffen können und die entsprechenden Konsequenzen sehen und allenfalls beim nächsten Geschäftsjahr korrigieren können. Ebenfalls sehr geschätzt werden die Unternehmensbesuche und vor allem auch die Unterstützung der Fachlehrer, ihre Kompetenzen und ihre Hilfsbereitschaft. Sie schätzen auch den Praxisbezug oder einfach, dass es kein normaler Unterricht ist. Die Lernkurve ist jeweils äusserst beeindruckend nach nur einer Woche. Bemängelt wird manchmal, dass die Tage so lange seien und jeder Tag erst zwischen 16.30 und 17.00 Uhr zu Ende sei …

Welches Wirtschaftsbild meinen Sie bei der jungen Generation festzustellen?

In den letzten Jahren kam immer mehr das Thema Ethik zur Sprache, Diskussionen zu CSR [Anmerkung des Redaktors: Corporate Social Responsibility oder unternehmerische Gesellschaftsverantwortung umschreibt den freiwilligen Beitrag der Wirtschaft zu einer nachhaltigen Entwicklung, der über die gesetzlichen Forderungen hinausgeht]. Neu in diesem Jahr sind viele Diskussionen zum Klimawandel etc. eingeflossen. Grundsätzlich stehen sie für soziale Werte. Geht es dann aber darum, im «eigenen Unternehmen» Leute zu entlassen oder anständige Löhne zu bezahlen, sehen die jungen Teams das manchmal – noch? – nicht so eng. (lacht)

Wird das Prinzip der WiWo so wie heute bestehen bleiben oder sind Anpassungen an künftige Paradigmenentwicklungen absehbar?

Ja, die WiWo feiert in wenigen Jahren ihr 50-Jahr-Jubiläum. Zwar wird laufend in die Software, in Lehrmittel und Unterlagen investiert. Doch das Grundkonzept von Personen aus der Wirtschaft, die freiwillig in einer WiWo den Schülern als Coach zur Verfügung stehen und eine WiWo leiten, wird bestehen bleiben. Die Praxiserfahrung dieser Personen ist äusserst wertvoll. Anspruchsvoller wird es manchmal seitens der Schule. Oft fehlt eine geeignete Woche (andere Projektwochen scheinen «lässiger» zu sein …) und die Schüler werden in gewissen Schulen jünger (also nicht mehr auf Stufe Matura, sondern ein bis manchmal fast drei Jahre davor). Neue Themen wie Ethik und Klima werden laufend in die Ausbildung der Fachlehrer und die Unterrichtsmaterialien integriert.

Was führte Sie zur Wirtschaftswoche?

In der 6. Klasse des Gymnasium habe ich in Immensee an einer Wirtschaftswoche, auch vor gut 30 Jahren schon WiWo genannt, teilgenommen. Schon damals war ich fasziniert von den Zusammenspielen der einzelnen Faktoren, wie alles zusammenhing und was passierte, wenn man an im Unternehmen an einer “Schraube drehte”: das hatte auch Auswirkungen an ganz vielen anderen Stellen im Unternehmen. Welches Produkt wir damals herstellten, weiss ich allerdings nicht mehr, meine WiWo war wohl im Schuljahr 1986/87. Und auch die Simulation war weit weniger benutzerfreundlich und ausgereift – einen PC gab es in keinem Schulzimmer, was eine Maus war, wussten die meisten von uns nur aus dem Biologieunterricht….
Danach dauerte es zwar ein Weilchen, bis ich selber mein kleines Unternehmen gründete, doch Wirtschaftsthemen interessierten mich nach der WiWo immer. Heute diese wertvollen Projektwochen für die Zentralschweizer Gymnasien organisieren und als Fachlehrerin auch leiten zu dürfen, ist toll und die logische Fortsetzung einer bleibenden Erinnerung an die WiWo vor mehr als 30 Jahren. Super, dass es die WiWo heute noch gibt!


Brigit Fischer Koordinatorin der Wirtschaftswoche in Zusammenarbeit mit Monika Hegglin, Ansprechstelle bei der Industrie und Handelskammer Zentralschweiz IHK. Foto Brigit Fischer

Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz IHZ

Andreas Ruch, Präsident
Koordination Wirtschaftswoche
Monika Hegglin / Brigit Fischer
Kapellplatz 2
6004 Luzern
Tel. 041 417 01 49
monika.hegglin@ihz.ch
wiwo@ihz.ch
www.ihz.ch

Wie entstand die Wirtschaftswoche, was sind die Instrumente?

Seit den frühen 1970er-Jahren fördert die Ernst Schmidheiny Stiftung mit ihren Aktivitäten das Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge – insbesondere bei der Jugend. Die Stiftung will das Interesse an Wirtschaftsthemen wecken. Sie setzt sich dafür ein, dass junge Menschen über das nötige Wissen für eine kritische Auseinandersetzung mit wirtschaftlichen Fragen verfügen. Das Gemeinschaftsprojekt Wirtschaftswochen ist die bekannteste Aktivität der Stiftung. Gemeinsam mit den Industrie- und Handelskammern und zahlreichen Schweizer Unternehmungen ermöglicht die Stiftung betriebswirtschaftliche Projektwochen an Gymnasien. Führungskräfte aus der Wirtschaft leiten die Wirtschaftswochen als Fachlehrer.
Die Stiftung bezweckt die Förderung des Interesses und Verständnisses für wirtschaftliche Zusammenhänge, insbesondere bei der Jugend. Die Stiftung verfolgt keinerlei kommerzielle Zwecke und ist nicht auf die Realisierung eines Gewinnes ausgerichtet.
Zur Erreichung des Stiftungszweckes soll in erster Linie der Information und Ausbildung von Jugendlichen, der Lehrerbildung und der Information von massgebenden Persönlichkeiten im Erziehungswesen im Sinne einer zielgerichteten Aufklärungsarbeit die besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Dazu zählen:
• Entwicklung von Lehrmitteln und Schulungskonzepten
• Organisation von Seminarien, Projektwochen und Vortragsveranstaltungen
• Bildung von Projekt- und Arbeitsgruppen
• Zusammenarbeit mit Organisationen mit gleicher oder ähnlicher Zielsetzung
• Zurverfügungstellung von Informationsmaterial (Ton- und Bildmaterial, Literatur, Dokumentationen etc.) für interessierte Kreise wie Schulen, Lehrlingsausbildungsstätten etc.
• Koordination der Wirtschaftswochen an Schulen in Zusammenarbeit mit den kantonalen Handelskammern, Handels- und Industrievereinen sowie mit der Wirtschaftswochen-Konferenz

Kaspar E.A. Wenger, Präsident des Stiftungsrates der Ernst Schmidheiny Stiftung, nimmt in einem Vorwort des Geschäftsberichtes 2018 zur Wirtschaftswoche Stellung. Die Stiftung ist auch Initiatorin und Drehscheibe des Gesamtprojektes.

«Die Wirtschaftswochen werden bereits seit über 45 Jahren an Gymnasien und Schweizer Auslandsschulen durchgeführt. Seit der Gründung im Jahre 1972 haben über 120’000 Maturandinnen und Maturanden eine Wirtschaftswoche absolviert. Im letzten Jahr 2018 nahmen rund 4000 Schülerinnen und Schüler teil. Die beispielhafte Zusammenarbeit aller Beteiligten ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Die Handelskammern bzw. die zuständigen Organisatoren ermöglichen die Durchführungen der Wirtschaftswochen. Sie mobilisieren die Schulen und Unternehmen, bieten die Fachlehrpersonen auf und betreuen sie während der Wirtschaftswochen. Auch in finanzieller Hinsicht wären die Wirtschaftswochen ohne die Beteiligung der Handelskammern, die spendenden Unternehmen und den Einsatz der ehrenamtlichen Fachlehrpersonen nicht tragbar.
Durch die Wirtschaftswochen kommen die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten häufig zum ersten Mal in Kontakt mit der Wirtschaftswelt. Das macht sie neugierig. Sie werden herausgefordert, betriebswirtschaftliche Problemstellungen zu erkennen und unternehmerische Entscheide zu fällen.
Die Konsequenzen werden unmittelbar erlebt und diskutiert. Der andersartige Unterricht in der Projektwoche führt zu einer erhöhten Motivation und damit verbundenen Aufnahmefähigkeit der Lernenden. Dies kommt auch den Schulen zugute, denn die Inhalte und Erkenntnisse bieten geeignete Anknüpfungspunkte für den Unterricht. Wirtschaft erleben ist und bleibt ein Erfolgsrezept.»

Auf Basis einer wissenschaftlichen Begleitung durch das Institut für Wirtschaftspädagogik der Universität St.Gallen (HSG) wird das Wirtschaftswochen-Konzept seitens der Stiftung laufend weiterentwickelt. Der Bereich Ethik und Corporate Responsibility ist mit dem Modell der Triple Bottom Line bereits integrativer Bestandteil der WIWAG®-Simulation und wird in Zukunft noch stärker in die Wirtschaftswochen Eingang finden. Die Stiftung hat die Lernumgebung und Onlineplattform «Wirtschaft entdecken» realisiert und auf den Bedarf des neuen Lehrplans 21 reagiert. Neben Aus- und Weiterbildungskursen sowie Anlässen für Fachlehrer lizenziert die Stiftung weitere Produkte. Die Aktivitäten umfassen alle vier Planspiele:

WIWAG®
• Pädagogische Konzeption und Entwicklung Wirtschaftswochen-Konzept zur spielerischen Durchführung des einwöchigen Programms
• Aus- und Weiterbildung
• Qualitätssicherung
• Pflege des Wirtschaftswochen-Bildungsnetzwerkes

Eco4School®
Simulation Lernumgebung «Wirtschaft entdecken»

OEKOWI®
Simulation von Wirtschaftsprozessen und Analysen im Feedback mit den Fachlehrern für durchgeführte fiktive Unternehmensspiele

EcoStartup
Lektionsunterteilte Unternehmensgründungs-Simulation. Auch für den Einsatz in Berufsschulen geeignet.


Petronella Vervoort, Geschäftsleitung der Ernst Schmidheiny Stiftung in Zürich. Foto Petronella Vervoort

Melanie Kovacs.
Beispiel Werdegang einer erfolgreichen Schülerin und Absolventin aus der Wirtschaftswoche

Melanie Kovacs ist CEO und Gründerin von «Master21», dem ersten Anbieter von Coding Bootcamps in der Schweiz. Master21 verfolgt die Mission, «joyful learning experiences» zu erschaffen und damit Leute zu «lifelong learning» zu inspirieren. Momentan bietet die Master21-Academy Kurse zu Code Literacy, Computational Thinking, UX, Growth Marketing und Entrepreneurial Thinking an. Dabei steht immer die Zielsetzung im Vordergrund, Menschen zu befähigen, die (digitale) Welt aktiv mitzugestalten. Bis dato haben über 500 Business-Leader und ihre Teams ihre Kurse absolviert. Die Wirtschaftsabsolventin mit Weiterbildung in Requirements Engineering (Anforderungen, Rückverfolgbarkeit) setzt sich für Frauen ein und hat deshalb die «We Shape Tech Basel» gegründet und zuvor «Aspire». Im Jahr 2018 wurde sie von Forbes DACH auf die «30 under 30»-Liste gesetzt und hat den Recognition Award beim Female Innovation Forum gewonnen. Melanie Kovacs ist Vorstandsmitglied beim Impact Hub Zürich Verein und bei der ICT Switzerland Bildungskommission.

Kontakt zu Melanie Kovacs

Ernst Schmidheiny Stiftung
Petronella Vervoort, Geschäftsführerin
Seehofstrasse 6
8008 Zürich
Tel. 055 220 14 00
info@esst.ch
www.esst.ch
www.wirtschaftswochen.ch

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