Wirtschaftsspiegel aus dem Kanton Schwyz – September 2024
Aktuelle Nachrichten aus dem Kanton, den Bezirken, Gemeinden und der Wirtschaft
Bericht
Foto oben: Die Tunnelbohrmaschine steht in Ingenbohl bereit. Als erstes soll der Entwässerungsstollen vorgetrieben werden. Bild: PD
Wirtschaftsspiegel September 2024
Zusammengestellt von Franz Steinegger
Innerschwyz
Kosten am Axen steigen auf 1,2 Milliarden Franken
Ursprünglich wurde mit Kosten von 980 Millionen Franken gerechnet. Wie der Gesamtprojektleiter der A4 Neue Axenstrasse, Stefan Gielchen, ausführt, gehen die Projektverantwortlichen heute teuerungsbereinigt von rund 1,2 Milliarden Franken aus. Die Kostensteigerung ist neben der Teuerung durch die zusätzlichen umfangreichen Baumassnahmen am Gumpisch entstanden. So müssen dort als Folge der zunehmenden Naturereignisse zwei 16 Meter hohe Leitdämme sowie eine verstärkte Schutzgalerie errichtet werden.
Für die A4 Neue Axenstrasse wurden in den vergangenen Monaten Arbeiten für über 700 Millionen Franken vergeben. Die eigentlichen Bohrarbeiten mit der Tunnelbohrmaschine für den Entwässerungsstollen Ingenbohl starten am 11. September. Der rund 1,2 Kilometer lange Stollen wird das Bergwasser direkt in den Vierwaldstättersee bei Brunnen ableiten. Das Los Sisikoner Tunnel konnte rechtskräftig vergeben werden. Es umfasst den Bau eines 4,4 Kilometer langen Tunnels und ist mit einem Auftragsvolumen von rund 460 Millionen Franken das eigentliche Herzstück der neuen Axenstrasse. Der Baustart wird im Frühjahr 2025 sein. Die A4 Neue Axenstrasse wird in Ingenbohl und Gumpisch an die bestehende Nationalstrasse A4 angeschlossen. Dazwischen liegt die Neubaustrecke mit dem 2891 Meter langen Morschacher Tunnel, dem 4442 Meter langen Sisikoner Tunnel und dem kurzen Abschnitt der offenen Strecke «Ort».
Ausserschwyz
Kühne kauft 320 Luxuswohnungen in München
Für 264,5 Millionen Euro hat der in Schindellegi domizilierte Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne in München eine Überbauung an bester Lage erworben. Der reichste Schwyzer ist gleichzeitig reichster Deutscher. Der 87-Jährige hat sich auf dem umkämpften und überhitzten Immobilienpflaster der bayrischen Hauptstadt insgesamt 390 Wohneinheiten in der neuen Überbauung Welfengarten gekauft. Es ist der grösste Immobilienhandel in Deutschland.
Der «Welfengarten» befindet sich im ehemaligen Gelände der Paulaner-Brauerei. Gemäss «Handelszeitung» handelt es sich dabei um eine luxuriöse Überbauung mit einer Gesamtfläche von 27 300 Quadratmetern. Zu den 320 Ein- bis Fünfzimmerwohnungen gehören 1100 Quadratmeter Gewerbe- und Gastronomiefläche. Kühne hält die Mehrheitsbeteiligung am Logistikdienstleister Kühne + Nagel sowie bedeutende Anteile an Hapag-Lloyd. Die «Bilanz» beziffert Kühnes Vermögen auf 38,5 Milliarden Franken.
Klaus-Michael Kühne hat in der neuen Überbauung Welfengarten an bester Lage in München 390 Wohnungen gekauft. Bild: PD
Bezirk Höfe ist die Nummer eins der Schweiz
Die Höfe sind die kaufkraftstärkste Region der ganzen Schweiz. Und die Nachbarbezirke holen auf. Dieses Fazit zieht der Schwyzer Wirtschaftsförderer und Leiter des Amtes für Volkswirtschaft, Urs Durrer. Klar ist für ihn auch: Die tiefen Gemeindesteuern seien der eigentliche Treiber der explosionsartigen Entwicklung, wobei sich das Erfolgsmodell Höfe immer mehr Richtung March und Einsiedeln ausdehne.
Während im ganzen Kanton der Land- und Forstwirtschaftssektor noch 5 Prozent umfasst, sind die Höfe mittlerweile zum fast ausschliesslichen Dienstleistungsbezirk geworden. Im dritten Sektor waren 81 Prozent beschäftigt. Die umliegenden Gemeinden näherten sich bei den Unternehmenssteuersätzen in den letzten fünf Jahren den Höfen an. Von 2013 bis 2023 steigerten sich die Steuererträge bei den juristischen Personen in Einsiedeln um 21,1 Prozent, in den Höfen um 107,3 Prozent und in der March gar um 114,8 Prozent.
Neben dem «Überflieger» Höfe mit einer Kaufkraft pro Kopf von 131 932 Euro auf dem ersten Platz schaffte es Einsiedeln 2024 erstmals unter die zehn Besten der Schweiz. Hier beläuft sich die Kaufkraft auf 61 223 Euro. Küssnacht (78 251 Euro) und der Bezirk March (70 598 Euro) liegen auf den Rängen vier und fünf.
Die Grafik zeigt, wie gut die Schwyzer Bezirke im landesweiten Vergleich aufgestellt sind. Grafik: PD
Kanton
Kanton rechnet mit Überschuss statt Defizit
Für 2024 erwartet der Kanton Schwyz einen Überschuss von 29 Millionen Franken. Das Ergebnis werde voraussichtlich 79 Millionen Franken besser ausfallen als budgetiert – dank deutlichen Mehrerträgen bei den Steuern von natürlichen Personen und der höheren Gewinnausschüttung der Schwyzer Kantonalbank. Die Jahresergebnisse der letzten Jahre und das zu erwartende zeigten tendenziell sinkende Ertragsüberschüsse (2022: 113 Millionen, 2023: 66 Millionen) bei gleichbleibendem Steuerfuss. Forderungen nach Steuersenkungen sind seit Längerem auf dem Tisch und dürften angesichts der jüngsten Zahlen nicht verstummen.
Finanzdirektor Herbert Huwiler verwies darauf, dass ab 2025 der neue innerkantonale Finanzausgleich in Kraft tritt, wodurch der Kanton jährlich rund 90 Millionen Franken Mehraufwand trägt. Ein Abbau der Kantonsreserven sei anzustreben, «im Bereich der steuerlichen Entlastungen ist aber Mass zu halten». Ob die Regierung im Herbst dem Kantonsrat eine allgemeine Steuersenkung vorschlagen wird, ist noch nicht entschieden. Der Budgetprozess sei noch im Gang.
Tourismus trägt 5,6 Prozent zum BIP bei
Im Kanton Schwyz löste der Tourismus laut einer Studie 2019 «zur Wertschöpfung des Schwyzer Tourismus» gesamthaft (direkt und indirekt) eine Beschäftigung von 4940 VZÄ (Vollzeitbeschäftigten-Äquivalenten) aus – dreimal mehr als in der Landwirtschaft. 2019 entstand gemäss dieser Erhebung eine touristische Bruttowertschöpfung von 513 Millionen Schweizer Franken. Der Tourismusbeitrag zur kantonalen Beschäftigung betrug 7,8 Prozent und der Beitrag zum Bruttoinlandprodukt (BIP) des Kantons Schwyz 5,6 Prozent.
Die Studie liefert auch Daten zur Diskussion rund um den sogenannten Übertourismus. Dieser und die damit verbundenen Reisebewegungen lösen bei Einheimischen nicht immer nur Freude aus. Auch in Bezug auf den Kanton Schwyz werden kritische Stimmen laut. Diesen Stimmen stellt die Studie Zahlen zur Seite und liefert Antworten auf die Frage, wie stark die Region finanziell vom Tourismus profitiert. Die Erhebungen wurden vor Mitte März 2020 abgeschlossen. Für den Kanton Schwyz ist der Tourismus insbesondere in eher ländlichen Gebieten ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, wo er wichtige Arbeitsplätze schafft. Zudem profitierten von den über 500 Millionen Franken Wertschöpfung viele KMU wie Sportgeschäfte, Alpwirtschaften, Restaurants oder Lebensmittelproduzenten.
Die Regierung fordert Korrekturen beim NFA
253 Millionen Steuerfranken sollen 2025 vom Kanton Schwyz in den Nationalen Finanzausgleich fliessen. Das macht pro Kopf der Steuerzahlenden im Kanton Schwyz 1567 Franken aus. Der Betrag ist heute über fünfmal grösser als 2008, als der Nationale Finanzausgleich zum ersten Mal umgesetzt wurde. Der NFA bedrohe die Solidarität zwischen den Kantonen, sagt die Schwyzer Regierung.
«Wir werden Stellung beziehen können», erklärte Finanzdirektor Herbert Huwiler bereits im Juni, als die neuen Berechnungsgrundlagen vorgestellt wurden. Dass die Summe, welche Schwyz nach Bern schicken muss, Jahr für Jahr noch grösser wird, «strapaziert die interkantonale Solidarität», heisst es im Schreiben, das Landammann Michael Stähli unterzeichnete. Kurz: Es seien «Massnahmen an die Hand zu nehmen, um diesen Zustand zu korrigieren».
Schwyz zahlt pro Kopf 1567 Franken in den Nationalen Finanzausgleich. Grafik: PD
Gutes Halbjahresergebnis der Schwyzer Kantonalbank
Die Schwyzer Kantonalbank (SZKB) konnte im ersten Halbjahr ein gutes Ergebnis erwirtschaften, doch das Rekordergebnis vom Vorjahr konnte erwartungsgemäss nicht erreicht werden. Doch sie konnte das Geschäftsvolumen in allen Sparten steigern. Als Folge der Leitzinsreduktion der Schweizerischen Nationalbank hat sich jedoch die Ertragslage im Zinsdifferenzgeschäft leicht reduziert. Mit einer Cost/Income Ratio von 43,0 Prozent sowie einer Gesamtkapitalquote von 23,5 Prozent weist die SZKB weiterhin eine sehr hohe Wirtschaftlichkeit und Solidität aus.
Die SZKB erzielte im ersten Semester 2024 einen Gewinn von 39,1 Millionen Franken. Der Geschäftserfolg beträgt 77,3 Millionen und liegt somit unter dem Rekordwert des Vorjahres. Der Geschäftsaufwand erhöhte sich auf 66,7 Millionen. Der Brutto-Zinserfolg liegt mit 99,9 Millionen Franken unter dem Vorjahreswert. Der Ausbau des Anlagegeschäftes konnte in einem freundlichen Marktumfeld weiter vorangetrieben werden. Mit einem Neugeldzufluss sowie einem positiven Performanceeffekt erhöhte sich das Depotvolumen auf 11,2 Milliarden Franken. Rund ein Viertel des Neugeldes in die SZKB-Fonds wurde in nachhaltige SZKB Ethikfonds investiert.
Die Kundenausleihungen stiegen auf 18,3 Milliarden. Die Kundengelder reduzierten sich leicht auf 15,3 Milliarden. Der Deckungsgrad der Kundenausleihungen mit Kundengeldern lag im ersten Halbjahr bei 83,7 Prozent. Das Eigenkapital inklusive Halbjahresgewinn liegt per 30. Juni 2024 bei 2279 Millionen Franken.
Die Zahl der über 65-Jährigen steigt weiterhin
Die Wohnbevölkerung im Kanton Schwyz nahm 2023 im Vergleich zu 2022 um 1,5 Prozent zu. Schwyz bewegt sich damit im Mittelfeld. Ende 2023 lebten hier 167 403 Personen. Das sind 2483 Einwohner mehr als Ende 2022. Die Zahl der über 65-Jährigen stieg in allen Kantonen – im Kanton Schwyz, in Obwalden, Freiburg, Thurgau und Uri am meisten, nämlich um über drei Prozent. Im Kanton Schwyz waren 8558 Personen 80 Jahre alt oder älter. 2022 waren es noch 8179.
Ende des vergangenen Jahres lebten in der Schweiz 8,96 Millionen Menschen, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) mitteilt. Das Bevölkerungswachstum betrug 1,7 Prozent. Die ständige Wohnbevölkerung wuchs damit fast doppelt so stark wie 2022, als das BFS ein Plus von 0,9 Prozent verzeichnete. Einwanderungen sind der Hauptfaktor des Bevölkerungswachstums. Die Bevölkerung wuchs in allen Kantonen. Am meisten in den Kantonen Wallis (+2,4 %), Aargau (+2,2 %) und Schaffhausen (+2,2 %). Ende 2023 lebten in der Schweiz 1,73 Millionen über 65-jährige Personen.