Wirtschaftsspiegel aus dem Kanton Schwyz – Oktober 2024
Aktuelle Nachrichten aus dem Kanton, den Bezirken, Gemeinden und der Wirtschaft
Bericht
Foto oben: Andreas Kümin (links) übergibt nach neun Jahren das Präsidium des Schwyzer Wirtschaftsverbands H+I an Ivo Huber. Bild: Damian Bürgi, Bote der Urschweiz
Wirtschaftsspiegel Oktober 2024
Zusammengestellt von Franz Steinegger
Kanton
Wechsel an der Spitze des H+I
An der Generalversammlung des H+I in Einsiedeln trat Andras Kümin, Gründer und Geschäftsführer der Mc PaperLand, nach neun Jahren an der Spitze des Schwyzer Wirtschaftsverbandes zurück. Er übergab den Stab an Ivo Huber, Geschäftsführer der Tulux AG in Tuggen. Bei seiner Antrittsrede unterstrich Ivo Huber, dass Andreas Kümin den Verband in schwierigen Zeiten übernommen und sicher durch stürmische Zeiten geführt habe. «Andreas Kümin ist ein Visionär und Brückenbauer. Er hat den Verband zukunftsorientiert aufgestellt und schaffte es, unterschiedliche Interessen zusammenzuführen.»
Dabei habe sich Kümin nie mit dem Status quo zufriedengegeben und die Interessen der H+I-Mitglieder stets angesprochen und gegenüber Interessensgruppen, wie zum Beispiel der Politik, offen vertreten. Der sichtlich gerührte Kümin bestätigte Hubers Botschaften und gestand ein, dass er wegen seiner offenen Art schon auch mal «eis ufe Deckel becho» habe.
Im Vorstand des H+I kam es derweil zu weiteren Rochaden. Marcel Ruoss verlässt diesen und Ivo Huber amtete bis anhin als Vizepräsident. Einstimmig in den Vorstand gewählt wurden neu der Gersauer Säckelmeister René Baggenstos, der Unternehmer Peter Gygax sowie der Küssnachter FDP-Kantonsrat Severin Isenschmid.
Als Gastredner würdigte Regierungsrat Damian Meier Andreas Kümin für sein soziales Engagement sowie seinen Einsatz für die Schwyzer Wirtschaft. Ein feuriges Plädoyer für den Industriestandort Schweiz hielt Oliver Dürr, CEO der Rheinmetall Air Defence AG. Er appellierte unter anderem daran, dass Wirtschaftsverbände wie der H+I dazu da seien, um für das liberale Arbeitsgesetz in der Schweiz einzustehen.
Kanton will gezielt Vermögen abbauen
Der Schwyzer Aufgaben- und Finanzplan sieht für die kommenden Jahre Defizite von jährlich rund 100 Millionen vor. Davon soll die Bevölkerung profitieren: Ab dem Jahr 2026 soll sie 70 Millionen Franken weniger Steuern berappen. Natürliche Personen sollen entlastet werden, indem sie in verschiedenen Bereichen höhere Abzüge geltend machen können. Der Kanton rechnet durch diese Gesetzrevision mit Einnahmenausfällen von rund 30 Millionen Franken. Die Bezirke und Gemeinden müssten sogar auf total 37 Millionen Franken verzichten und die beiden Kantonalkirchen auf rund drei Millionen.
Zu diesem Thema wurde eine Steuergesetzrevision in die Vernehmlassung geschickt. Ausserdem wurde der Aufgaben- und Finanzplan 2025–2028 präsentiert. Während beim Kanton fürs laufende Jahr ein Plus von knapp 30 Millionen Franken erwartet wird, rechnet der Kanton bereits 2025 mit einem Defizit von fast 90 Millionen Franken, da Mehraufwände und grosse Investitionen anstehen. In den darauffolgenden Jahren würden die Defizite sogar noch höher ausfallen, prognostizierte Finanzdirektor Herbert Huwiler. In den Investitionsrechnungen der Jahre 2025 bis 2028 sind zudem grosse Vorhaben mit einem jährlichem Finanzbedarf von 110 bis 158 Millionen Franken eingestellt.
Budget-Druck auf Gemeinden nimmt zu
Der Kanton entlastet im nächsten Jahr die Kassen der Bezirke und Gemeinden um zusätzliche 90 Millionen Franken. Das eröffnet 27 von 30 Gemeinden Möglichkeiten, die Steuern zu senken. Schwyz und Ingenbohl könnten den Obolus bis zu 59 Prozent einer Einheit reduzieren, Arth um 52 Prozent einer Einheit. In der jetzigen «heissen Phase» der Budgetierung machen die Parteien Druck. Steuersenkungen seien «unerlässlich», erklärte FDP-Präsident Urs Rhyner bereits im Juni und wurde darin auch von den anderen Parteien unterstützt. Die SVP lancierte eine Aktion, um die Gemeindebehörden zu erinnern, ihre Steuern zu senken.
Sämtliche Ratsstuben werden per Schreiben aufgefordert, Steuersenkungen zu budgetieren. Der FDP-Präsident hofft derweil, dass der Senkungswunsch bei der SVP nicht nur auf dem Papier gefordert, sondern dann auch in die Tat umgesetzt wird.
Schwyzer Immobilienmarkt: Preisanstiege in allen Wohnsegmenten
Die Wohnungsnachfrage im Kanton Schwyz ist ungebrochen. Der Mangel an verfügbaren Wohnobjekten treibt sowohl die Eigenheimpreise als auch die Wohnungsmieten markant nach oben. Wegen der gesunkenen Zinsen sind zudem die Finanzierungskonditionen wieder attraktiver geworden. Die Preise sind deshalb im ersten Halbjahr 2024 stärker angestiegen als im Vorjahr. Besonders gefragt sind neuwertige Objekte und solche, die den heutigen energetischen Anforderungen entsprechen. Das zeigt die neuste Studie der SZKB zum Schwyzer Immobilienmarkt.
Die Preise für Eigentumswohnungen erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr (jeweils 2. Quartal) um 8 Prozent (CH-Durchschnitt 3.5 Prozent). Auch die Einfamilienhäuser verzeichnen nach einer kurzen Pause im Vorjahr wieder einen Preisanstieg von 4 Prozent (CH-Durchschnitt: +2.5 Prozent). Besonders stark stiegen sie in Tuggen, Feusisberg und Freienbach. In der Region Innerschwyz haben sich die Einfamilienhauspreise vor allem in Küssnacht, Einsiedeln und Ingenbohl erhöht, während sie in Gersau, Rothenthurm und Morschach unter Druck stehen. Die Eigentumswohnungen haben sich überall im Kanton Schwyz verteuert. Auch in diesem Segment verzeichneten die Ausserschwyzer Gemeinden die stärkeren Preisanstiege als jene in Innerschwyz. Die anhaltend hohe Nachfrage und das knappe Angebot an Wohneigentum im Kanton Schwyz führen dazu, dass die Preise weiter steigen dürften.
Die Wohnungsknappheit treibt die Mietpreise im Kanton Schwyz in die Höhe: Innert Jahresfrist sind die Angebotsmieten bis Mitte Jahr um 4.5 Prozent angestiegen. Die mittlere Insertionsdauer eines Mietobjekts beträgt im Kanton Schwyz nur rund zwei Wochen. Die Bautätigkeit im Kanton Schwyz zeigt ebenfalls ein dynamisches Bild. In den letzten vier Quartalen wurden 466 neue Eigentumswohnungen und 148 neue Einfamilienhäuser zum Bau bewilligt.
Grosse Unternehmen werden zum Energiesparen gezwungen
Im Kanton Schwyz gibt es 140 Unternehmen, die als Grossverbraucher von Strom und Wärme gelten. Diese müssen nun Massnahmen ergreifen, um ihren Verbrauch in den nächsten zehn Jahren zu reduzieren. Die Rede ist von 10 bis 15 Prozent. Bislang haben 20 Firmen Zielvereinbarungen unterzeichnet. Konkrete Massnahmen sind beispielsweise das Wechseln des Heizsystems, das Ersetzen von veralteten Geräten, die Dämmung von Gebäudehüllen, die Realisierung von Photovoltaikanlagen, Prozessoptimierungen oder die Umstellung der Beleuchtung.
Wie viele andere Kantone steht auch Schwyz vor der Herausforderung, die neuen Regelungen zu den sogenannten Grossverbraucherartikeln in den Gesetzen umzusetzen. «Es ist aufwendig, doch wir sind auf einem guten Weg», zieht Peter Inhelder, Vorsteher des Amts für Umwelt und Energie des Kantons Schwyz, eine Zwischenbilanz. Konkret haben im Frühling je eine Infoveranstaltung in Inner- und Ausserschwyz stattgefunden, und im Sommer wurden alle Grossverbraucher angeschrieben und über das weitere Vorgehen informiert. Jetzt haben die Firmen bis Ende Oktober Zeit, um dem Kanton Rückmeldung zum geplanten Vorgehen zu geben.
Ausserschwyz
Klaus-Michael Kühne in Hamburg für sein Lebenswerk geehrt
In Hamburg wurde vor 700 geladenen Gästen der Gründerpreis 2024 in drei Kategorien vergeben. Dabei wurde Klaus-Michael Kühne für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Der Gründerpreis wird von der Hamburger Sparkasse zusammen mit dem «Hamburger Abendblatt», der Handels- und Handwerkskammer, «Hamburg 1» sowie «Studio Hamburg» vergeben und gilt als bedeutendster Unternehmerpreis Hamburgs.
Kühne war gerührt, dass er in seiner Geburtsstadt die erste grosse Auszeichnung überhaupt erhielt. «Es macht mich zufrieden, dass ich das Unternehmen Kühne und Nagel so weit voranbringen konnte, dass es nun zur Weltspitze gehört», sagte er gegenüber dem «Hamburger Abendblatt». Er fühle sich wohl in der Schweiz, versuche aber, etwa einmal im Monat in die norddeutsche Metropole zu gehen.
Der Unternehmer ist Mehrheitseigentümer des Logistikunternehmens Kühne und Nagel, welches wie Kühne in Schindellegi zu Hause ist. Der 87-jährige Kühne ist in Hamburg geboren und schon früh in seinem Berufsleben in das Familienunternehmen eingestiegen. Er hat die norddeutsche Hansestadt nicht nur wirtschaftlich geprägt: So hat er durch die Familienstiftung die Elbphilharmonie mitfinanziert und hält eine Minderheitsbeteiligung am Fussballclub Hamburger SV. Kühne lebt seit 1975 am Zürichsee. Der Hauptsitz seiner Firma wurde 1974 erst nach Pfäffikon und dann 1992 nach Schindellegi verlegt.
Klaus-Michael Kühne, Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher und Kühnes Frau Christine mit dem Gründerpreis für sein Lebenswerk. Bild Romanus Fuhrmann
Kühne + Nagel eröffnet riesiges Logistikzentrum für Adidas
In Mantua in Italien hat der Schindellegler Logistikkonzern mit einem Volumen von 350 Millionen Euro die bisher grösste Einzelinvestition getätigt. Vom hochautomatisierten Zentrum aus werden 19 Länder in Süd- und Osteuropa mit Adidas-Produkten bedient. Das Verteilzentrum verfügt über 20 Kilometer Förderbänder und kann täglich eine halbe Million Sendungen verarbeiten. Die Zahl der neu geschaffenen Arbeitsplätze wird auf 700 beziffert.
Kühne + Nagel und Adidas hatten den Bau des Logistikhubs im Frühjahr 2022 angekündigt. Mantua wurde wegen seiner guten Anbindung an das Strassen- und Schienennetz als Standort für das Verteilzentrum gewählt.
Das neue Logistikzentrum von Kühne + Nagel kann täglich eine halbe Million Sendungen verarbeiten. Bild: PD
Firma Gira kommt nach Feusisberg
Das deutsche Familienunternehmen Gira, das in den Bereichen Kunststoffverarbeitung und als Hersteller von Elektroinstallationstechnik und Gebäudesystemtechnik tätig ist, kommt in die Schweiz.
Als Sitz für die Vertriebsgesellschaft hat der Spezialist für Gebäudetechnik Feusisberg gewählt. Die deutsche Firma will sich zunächst auf das Feld der Gebäudeautomation fokussieren. Neben der Schweiz ist Gira auch in Grossbritannien, Österreich, den Niederlanden und Spanien vertreten. In weiteren 35 Märkten vertreiben Importeure die Produkte und Systemlösungen von Gira.
Neuer CEO für die SOB
Anfang September hat der Verwaltungsrat der Südostbahn AG (SOB) Armin Weber (Bild) zum Nachfolger von Thomas Küchler gewählt.
Der 49-Jährige leitet aktuell den Fernverkehr der SBB und ist Mitglied der Geschäftsleitung Markt Personenverkehr. «Die hervorragende Entwicklung der Südostbahn ist vor allem dem tollen Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu verdanken», sagt der neu ernannte CEO. «Teil dieses Teams sein zu dürfen, darauf freue ich mich ganz besonders.»
Armin Weber – Bild: PD
Innerschwyz
Grosse Aufmerksamkeit für Rheinmetall auf dem Testareal Ochsenboden
Auf dem Schiessgelände Ochsenboden in Unteriberg haben sich im September ranghohe Militärvertreter aus verschiedenen Nationen versammelt. Ihnen zeigte der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall das neu entwickelte Drohnenabwehr-System «Skyranger 30». Es kann mit Munition und Lasern ganze Drohnenschwärme bekämpfen. Während die lokale Bevölkerung weggewiesen wurde, tauchten in Unteriberg Reisecars, gemietete Transporter und Fahrzeuge mit Diplomaten-Kennzeichen auf.
Bereits wird in den Medien die Frage aufgeworfen, ob die Entwicklung und der Export solcher Waffen mit der Neutralität der Schweiz vereinbar sei – insbesondere, wenn das Waffensystem an die Ukraine geliefert würde.
Agro Energie schliesst Wachstumsphase ab
Die Agro Energie Schwyz AG hat seit 2009 rund 60 Millionen Franken in die Anlagen und 163 Millionen Franken in das mittlerweile 116 Kilometer lange Leitungsnetz investiert – zusammenfassend also 223 Millionen Franken. Bis heute haben die Investoren für ihr angelegtes Geld keine Rendite erwirtschaftet und für künftige Investitionen konnten noch keine Rückstellungen gemacht werden. Deshalb soll das Netz, das den Schwyzer Talkessel von Morschach bis Steinen abdeckt, nicht erweitert, sondern bloss verdichtet werden.
Der Schwyzer Wärmelieferant hat in seinem Versorgungsgebiet eine Abdeckung von rund 66 Prozent erreicht. Dank Sparmassnahmen und massiv tieferen Investitionen im Leitungsnetz kann die Agro Energie Schwyz ihre ordentlichen Geschäftstätigkeiten «seit kurzer Zeit selber finanzieren» und kommt damit in die Phase der Konsolidierung, wie Geschäftsführer Jörg Wild ausführt. Die Agro Energie Schwyz AG war 2022 durch Preiserhöhungen in die Kritik geraten. Der Grund für die Erhöhungen lag im schnellen Wachstum und der damit verbundenen hohen Investitionen.
Die Agro Energie Schwyz ist ein eigentlicher Pionier bei der zentralen Wärmelieferung. Bild Franz Steinegger