Wirtschaftsspiegel aus dem Kanton Schwyz – November 2024
Aktuelle Nachrichten aus dem Kanton, den Bezirken, Gemeinden und der Wirtschaft
Bericht
Foto oben: Die Regierung plant, auf dem Areal des ehemaligen eidg. Zeughauses Seewen die Centre Suisse d’Electronique et de Microtechnique SA anzusiedeln. Bild: Franz Steinegger
Wirtschaftsspiegel November 2024
Zusammengestellt von Franz Steinegger
Innerschwyz
Zeughaus Seewen als Motor für KI und Digitalisierung
Das ehemalige Zeughausareal in Seewen soll zum kantonalen Forschungs- und Entwicklungsstandort werden. So sehen es zumindest die Pläne der Schwyzer Regierung vor. Konkret soll ein Standort der Centre Suisse d’Electronique et de Microtechnique SA (CSEM) aufgebaut werden. Das CSEM ist eine nicht gewinnorientierte Technologie- und Innovationsorganisation, deren Mission die Unterstützung und die Stärkung der Schweizer Wirtschaft ist – durch Technologietransfers und die Gründung von eigenen Start-ups.
Mit dem Schwerpunkt «Künstliche Intelligenz und Digitalisierung» soll CSEM der Industrie, dem Gewerbe sowie der Dienstleistungsbranche Instrumente in die Hand geben, welche die Automatisierung, die Effizienz und somit die Wettbewerbsfähigkeit der Schwyzer Wirtschaft weiter verbessern. Der Regierungsrat beantragt dem Kantonsrat eine Ausgabenbewilligung von jährlich 1,4 Millionen Franken für den Aufbau und den Betrieb eines neuen Forschungs- und Entwicklungsstandorts von CSEM für die Jahre 2026 bis 2033. Im Rahmen der Standortentwicklung ist die Gemeinde Schwyz bereit, sich ebenfalls mit einem Jahresbeitrag von 100 000 Franken zu beteiligen.
Klingenlose Messer bald Standard bei Victorinox?
Verschärfte Waffengesetze, starker Franken und eine schwierige geopolitische Lage: Dies sind laut Victorinox-CEO Carl Elsener die drei grössten Herausforderungen, mit welchen sich die Ibächler Messerfabrik beschäftigen muss.
Zuletzt hat der Patron die Idee von klingenlosen Taschenmessern kommuniziert. «Mittelfristig ist es ein Ziel, auch andere nützliche Werkzeuge ohne Klinge für den Alltag zu entwickeln», erklärt Elsener in einem Interview mit dem «Boten der Urschweiz». Auch Rationalisierung und Automatisierung stehen auf dem Rezeptplan der Victorinox zur Bewältigung der grossen Herausforderungen.
Milchhuus-Standort in Ingenbohl ist zu
Im Zuge der Ankündigung der grossen Umstrukturierung der Migros wurde Anfang Sommer bekannt, dass auch beim Schwyzer Milchhuus bis im nächsten Frühling 45 der total 66 Arbeitsplätze abgebaut werden sollen. In der Stegstuden in der Gemeinde Ingenbohl wurde die Produktion mit den zehn Angestellten schon eingestellt. «Die Fresh-Pack-Linie von unserem Brunnen-Standort wurden bereits nach Ursy transferiert, und die Mitarbeitenden arbeiten an den anderen Standorten weiter», sagt Migros-Mediensprecherin Carmen Hefti gegenüber dem «Boten der Urschweiz».
«Wir passen nicht mehr in die Strategie», sagte damals Milchhuus-Standortleiter Martin Herzig gegenüber dem «Boten». Denn die Migros Industrie AG, zu der die Elsa Gruppe mit ihrem Tochterunternehmen Schwyzer Milchhuus AG gehört, richtet den Fokus neu stärker auf die Eigenmarken und den Schweizer Markt aus. Die Betriebe in Rothenthurm und in Ingenbohl werden eingestellt. Erhalten bleibt lediglich der Standort im Engiberg in Seewen, wo weiterhin Milch, Rahm und Joghurt produziert werden sollen – aber kein Käse mehr.
Der Milchhuus-Standort in der Stegstuden zwischen Brunnen und Seewen wurde bereits aufgegeben. Bild Bote der Urschweiz
Oberallmeind erstmals mit über 10 Millionen Franken Umsatz
Erstmals hat die grösste Korporation der Schweiz im Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz von mehr als 10 Millionen Franken erreicht. Die Steigerung gegenüber dem Vorjahr war mit 1,25 Prozent deutlich und wird von der Geschäftsleitung auf die in allen Ressorts wachsenden Tätigkeitsfelder zurückgeführt. Der Cashflow ist auf 2,3 Millionen Franken gestiegen.
Die Bilanz schliesst bei 46 Millionen Franken. Darin enthalten sind Immobilien von 33,6 Millionen – ein Standbein, das weiter ausgebaut wird. Weiter ist die OAK Schwyz beteiligt an der ebs Energie AG (Muotakraftwerke) sowie besitzt mit der OAK Energie AG ein eigenes Energiestandbein. Diese verfügt über den eigenen Wärmeverbund Rothenthurm, der weiter ausgebaut wird und ist beteiligt am Wärmeverbund Muotathal. Mit der Energieressource Holz – die OAK ist die grösste private Waldbesitzerin der Schweiz – kann sie sich weiter in der nachhaltigen Energieerzeugung und -lieferung engagieren. Dieser Zweig erzielte 2023 einen Umsatz von 1,82 Mio. Franken – mit stark steigender Tendenz.
Ecocoach AG spürt Druck aus Asien und entlässt acht Mitarbeitende
Der in Brunnen ansässige Anbieter von Batteriespeichern, die Ecocoach AG, entlässt per Ende Jahr acht von 23 Mitarbeiter. Das Unternehmen entwickelt Lösungen für das Energie- und Lademanagement sowie stationäre Batteriespeicher für einzelne Gebäude bis zu ganzen Arealen. Offenbar führte ein Überangebot aus Asien zu diesem Entschluss. Während Covid wurde vor allem in China zu viel produziert, was nun zu günstigen Preisen angeboten wird. Allein seit 2023 sind die Preise für Batterien um 80 Prozent gefallen.
«Um diesen Herausforderungen zu begegnen, müssen wir unsere Kosten nachhaltig reduzieren», heisst es auf Anfrage von Benjamin Friedrich, CEO der Ecocoach AG. «Parallel dazu haben wir unseren strategischen Fokus erweitert und entwickeln uns von einem reinen Hersteller von Batteriespeichern zu einem Anbieter technologieneutraler Energiemanagement-Lösungen.» Die Strategie sei nun, nicht in den Preiskampf einzutreten, «sondern das Angebot durch innovative, technologieneutrale Lösungen zu erweitern». Batteriespeicher bleiben aber ein wichtiger Bestandteil des Angebots von der Ecocoach AG.
Die Ecocoach AG ist eine Tochterfirma der EcoGroup Swiss AG, die von Baptist Reichmuth geleitet wird. Baptist Reichmuth hat sich in der Region mit dem Aufbau der Agro Energie Schwyz AG verdient gemacht, seine Anteile hat er mittlerweile an die Profonds Pensionskasse, Thalwil, verkauft.
Das junge Unternehmen Ecocoach AG domiziliert in den Räumlichkeiten der ehemaligen Flab in Brunnen. Bild Bote der Urschweiz/Andreas Seeholzer
Bergbahnen verzeichnen durchzogenen Sommer
Das durchzogene Wetter im Sommer und der witterungsmässig schlechte Herbst drücken auf die Frequenzen der Bergbahnen.
Die Stoosbahnen und die Mythenregion sprechen zwar von guten Frequenzen, doch kann man wegen des verregneten Herbstes die Zahlen des Vorjahres nicht halten. Im Sattel-Hochstuckli sprechen die Verantwortlichen von einer durchzogenen und eher schlechten Sommersaison, der ein schlechter Herbst folgte. Im Hoch-Ybrig zeigt man sich mit dem Verlauf des Sommers zufrieden. Auf der Rigi ist man trotz des nicht immer optimalen Wetters auf Kurs.
Ausserschwyz
Maschinen zur Minenräumung aus den Höfen
Die Schweiz hat beschlossen, drei Minenräumungsmaschinen an die Ukraine zu liefern. Sie werden von der Firma Global Clearance Solutions (GCS) aus Freienbach hergestellt.
«Dies wird in Zukunft effiziente, sichere und unabhängige Minenräumungsoperationen ermöglichen», betonte Verteidigungsministerin Viola Amherd vor dem ukrainischen Premierminister an der Minenräumkonferenz zugunsten der Ukraine. Die Höfner Firma arbeitet mit der Uno und Nichtregierungsorganisationen zusammen. GCS erwartet, dass bis 2025 rund 100 seiner Maschinen in der Ukraine eingesetzt werden. Die Schweiz hat bis 2027 rund 100 Millionen Franken für die Minenräumung vorgesehen.
Kanton
Kantonssteuern sinken sehr wahrscheinlich um 5 Prozent
Der Kantonshaushalt ist gesund. In den letzten Jahren waren die Einnahmen regelmässig grösser als erwartet. 2024 dürfte der Schwyzer Haushalt gemäss neuesten Prognosen um 80 Millionen Franken besser abschliessen als budgetiert.
«Das Eigenkapital erreicht damit nicht weniger als 912 Millionen Franken», sagt FDP-Fraktionschef Sepp Marty (Unteriberg). Die FDP fordert nun, dass die Kantonssteuern um mindestens fünf Prozent einer Einheit gesenkt werden. Gleiches fordert die SVP, welche zusammen mit der FDP über eine Mehrheit im Kantonsrat verfügt. Damit ist die geplante Steuersenkung so gut wie sicher. Entschieden wird in der Budgetsession im Dezember.
Schwyzer Kantonalbank bleibt eine der bestkapitalisierten Banken der Welt
Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) hat das erstklassige Rating AA+ der Schwyzer Kantonalbank (SZKB) erneut bestätigt. Der hohe Marktanteil im Kanton Schwyz, die starke Kapitalisierung und das solide Risikomanagement werden von S&P als die wesentlichen Stärken der Bank hervorgehoben.
In ihrem aktuellen Ratingbericht vom 25. Oktober 2024 attestiert die Ratingagentur S&P der SZKB weiterhin sowohl auf kurz- als auch auf langfristige Sicht eine erstklassige Kreditqualität mit stabilem Ausblick (AA+/Stable/A-1+). Trotz eines leichten Ergebnisrückgangs im Jahr 2024, bedingt durch höhere Zinsaufwendungen, bleibt das Kreditwachstum der SZKB laut S&P solide. Zudem wird die Liquiditätsausstattung auch bei einer anhaltenden Straffung der Geldpolitik in der Schweiz als adäquat beurteilt. Die Ratingagentur geht davon aus, dass die SZKB auch weiterhin ihr starkes Finanzprofil, gestützt durch eine exzellente Kapitalisierung und ein geringes Risikoprofil, beibehalten kann. Zusammen mit anderen Kantonalbanken zählt die SZKB damit zu den am besten kapitalisierten Banken weltweit.
Präsidentschaftswahlen in den USA am Unternehmeranlass der SZKB
Hauptthema des Unternehmeranlasses der Schwyzer Kantonalbank (SZKB) Mitte Oktober in Pfäffikon waren die US-Präsidentschaftswahlen und die möglichen Auswirkungen auf Europa, die Schweiz, den Kanton Schwyz und nicht zuletzt auf die Kundinnen und Kunden der SZKB.
Peter Düggeli, Themenplaner Inland im SRF Newsroom und ehemaliger TV-Korrespondent in der US-Hauptstadt Washington, machte darauf aufmerksam, dass die heutige Generation Z die letzte sein werde, in der Menschen mit weisser Hautfarbe die Mehrheit stellen. Obgleich sich Donald Trump von radikalen Gruppierungen distanzierte, verkörpere er für viele die Hoffnung, dass er das christlich-weisse Amerika retten werde. Auf der Gegenseite verkörpere Kamala Harris den Traum von einem diversen und weltoffenen Amerika. Alfred Mettler, über zwanzig Jahre lang als Wirtschaftsprofessor in den USA tätig, sieht wirtschaftspolitisch in den Programmen der Kontrahenten, dass sie kaum finanzierbar sind. Auswirkungen auf die Schweiz sieht er wenige, denn die Schweiz sei politisch unbedeutend für die USA.
Gastreferent Peter Düggeli (links) im Gespräch mit Matthias Zettel von der SZKB. Bild PD