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Wirtschaftsspiegel aus dem Kanton Schwyz, Rückblick November 2022

Nachrichten aus der Kantonsregierung, den Bezirken, Gemeinden und der Wirtschaft im Rückblick November 2022

Bericht

Wirtschaftsspiegel Aktualität bis 30. November 2022

Zusammengestellt von Franz Steinegger

Einsiedeln


Auf dem Areal der Säge- und Palettenwerks Karl Zehnder AG in Trachslau ist der Bau eines Holzheizkraftwerks geplant.

Strom und Wärme für Tausende von Haushalten
Die im Januar 2022 gegründete Genossenschaft Ecogen Einsiedeln und die Holzenergie Einsiedeln AG informierten, was sie auf dem Areal der Säge- und Palettenwerk Karl Zehnder AG in Trachslau geplant haben. Es soll ein Holzheizkraftwerk gebaut und betrieben werden, welches eine ans Netz abgegebene Stromproduktion für 7500 und Fernwärme für 8000 Haushalte ausreichen soll. Pirmin Reichmuth, Vertreter der Holzenergie Einsiedeln AG und der Ecogen Systems AG, relativiert, dass es sich um theoretische Zahlen handelt, doch bei 1629 in Einsiedeln erfassten Objekten könne das Werk realistischerweise «einen Fernwärmeanteil von 60 Prozent erbringen». Für Energiezentrum und Fernwärmenetz werden bis zum Endausbau rund 100 bis 150 Millionen Franken benötigt. 50 Prozent des benötigten (Holz-) Materials stammen aus dem Kanton Schwyz, der Rest aus der Deutschschweiz. Sollte die Baubewilligung in einem Jahr vorliegen, dann stünde einer Betriebsaufnahme Ende 2025 nichts mehr im Wege.

Etzelwerk-Konzession deutlich angenommen
Die Bezirke Höfe und Einsiedeln haben der neuen Etzelwerk-Konzession zugestimmt. In den Höfen lag die Zustimmung bei 95,5 % (6189 Ja zu 290 Nein), in Einsiedeln bei 79 % (3268 Ja zu 871 Nein). Die Konzession gibt den SBB das Recht, den Sihlsee weitere 80 Jahre zur Stromgewinnung zu nutzen. Den Vertrag genehmigen müssen als Konzessionsgeber noch die Kantonsregierungen von Schwyz, Zug und Zürich, was als unbestritten gilt. Die Konzession soll im ersten Quartal 2023 an die SBB vergeben werden. Das Etzelwerk produziert zehn Prozent des Schweizer Bahnstroms. Die fünf Konzessionsgeber profitieren ihrerseits von rund drei Millionen Franken Wasserzinsen, welche die SBB zahlt, und von einer gewissen Menge Strom zu Vorzugskonditionen. Rund um den See kommen die SBB zudem für Infrastrukturen auf, so für den Willerzeller Viadukt. Es sei ein «Happy End» nach zehnjährigen, zähen Verhandlungen, wie es der Einsiedler Bezirksammann Franz Pirker im Nachgang zur Abstimmung formulierte.

Innerschwyz


Visualisierung des neuen Produktionswerks der Schilliger AG im Industriegebiet Fänn in Küssnacht.

Schilliger Holz AG plant Faserplattenwerk und Holzheizkraftwerk in Küssnacht
Die Schilliger Holz AG will ihr Produktionswerk nicht mehr in Perlen, sondern neu im Küssnachter Industriegebiet Fänn bauen. «Nach einer vertieften Prüfung und einer erneuten Standortevaluation hat sich das grosse Industrieareal der Atinova AG im Küssnachter Industriegebiet Fänn als besonders geeignet erwiesen», sagt Ernest Schilliger, Geschäftsführer der Schilliger Holz AG. Auf dem Areal gebe es ein Gelände von rund 20 000 Quadratmetern, das für diese Nutzung bereitstehen könnte. Insbesondere die Nähe zum bestehenden Produktionsstandort im nahen Haltikon ergebe Synergien. Neu ist, dass das Faserplattenwerk durch ein mittelgrosses Holzheizkraftwerk ergänzt wird. Die Investitionskosten belaufen sich auf einen grösseren zweistelligen Millionenbetrag. Die Inbetriebnahme des Produktionswerks ist für das Jahr 2024 vorgesehen. Die Schilliger Holz AG betreibt neben Sägewerken an den drei Standorten Haltikon, Perlen und Volgelsheim (F) Hobelwerke, Holzleimwerke, Plattenwerke für Massiv- und Grossformatplatten, Trocknungsanlagen und ein Druckimprägnierwerk.

Mehr Strom aus der Steineraa
Die ebs Energie AG kann im Kleinwasserkraftwerk Steineraa diesen Winter mehr Strom produzieren. Dies aufgrund eines Bundesratsentscheids gegen den Energieengpass. Die dadurch erzielte Produktion von 900 000 Kilowattstunden macht rund 18 Prozent der durchschnittlichen Jahresproduktionsmenge des Kraftwerks Steineraa aus. Dies entspricht laut Hans Bless, Vorsitzender der Geschäftsleitung der ebs Energie AG, Strom für rund 255 Haushalte. Hintergrund: In den vergangenen Monaten hat der Bundesrat verschiedene Massnahmen eingeleitet, um das Risiko eines Energieengpasses in diesem Winter zu minimieren und am 30. September eine Massnahme zur Stärkung der Stromversorgungssicherheit gutgeheissen: Wasserkraftwerke, die erhöhte ökologische Anforderungen erfüllen, sollen mehr Wasser für die Stromproduktion nutzen. Anwenden sollen die Regelung Wasserkraftwerke, die aus ökologischen Gründen mehr Restwasser abgeben als die gesetzlich minimal erforderlichen Mengen. Von den insgesamt rund 1500 Wasserkraftwerken in der Schweiz gilt die Regelung für 45 Anlagen.


Mit Nathalie Henseler und Roland Pfyl trat die Gründergeneration der neuen Rotenfluebahn zurück.

Bedeutsamer Wechsel bei der Rotenfluebahn Rotenflue 
An der Generalversammlung der Rotenfluebahn Mythenregion AG vom 27. November haben Nathalie Henseler als Geschäftsführerin und Roland Pfyl als Verwaltungsratspräsident demissioniert. Henseler war ab 2004 die treibende Kraft beim Bau der Gondelbahn von Rickenbach auf die Rotenflue, welche 2014 ihren Betrieb aufnahm. Ihr Mann Roland Pfyl amtete ab 2007 als Verwaltungsrat und in den letzten sechs Jahren als VRP. Die beiden führten das Unternehmen durch schwierige Zeiten. Der Bau kostete vier Millionen Franken mehr als budgetiert, danach gab es finanzielle Engpässe wegen der defizitären Betriebsrechnung, bedingt auch wegen Ausfällen verursacht durch die Coronakrise und des immer noch gerichtlich verhinderten Parkhauses. Weiter wurde eine Kreditgarantie des Bezirks Schwyz und der Gemeinde Schwyz abgelehnt, um die Darlehenskosten tiefer zu halten. Doch den beiden gelang es im vergangenen Frühling, den Verlustvortrag von 1,2 Millionen Franken vollständig abzutragen. 15 Personen und Unternehmen brachten 3,5 Millionen Franken neu ins Unternehmen ein und die drei Darlehensgeber Schwyzer Kantonalbank, Kanton und Bund verzichteten auf die Hälfte ihrer Forderungen. Neu wird das Aktienkapital um 300 000 Franken erhöht, um die Infrastruktur auf den Ausflugsberg oberhalb von Schwyz weiter auszubauen. Als neuer VRP wurde der Finanzunternehmer Mike Bürgler gewählt.

Ausserschwyz


Die Photovoltaik-Anlage von Bruhin & Diethelm ist eine der grössten im Kanton Schwyz.
Es sollen 910 000 kWh Strom pro Jahr produziert werden.

Zweitgrösste Fotovoltaikanlage im Kanton geht ans Netz
Die Photovoltaik-Anlage der Bruhin & Diethelm AG im Leutholz in Wangen gehört zu den grossen im Kanton. Ende November ging die Anlage ans Netz. Sie deckt zwei Drittel des Strombedarfs der Firma. Das Maschinenbau-Unternehmen hat hierzu sein Dach der Produktionshalle genutzt. Sie besteht aus 2240 Panels. Die Anlage mit rund 920 kWpeak Leistung kann bis zu 910 000 kWh Strom pro Jahr produzieren. Bei einem Eigenbedarf von rund 1,4 Millionen kWh reicht die Produktion der Solaranlage zwar nicht aus, aber bei den gestiegenen Strompreisen rechnet es sich dafür umso mehr. Im Sommer wird mehr Strom anfallen als benötigt wird, im Winter muss die Bruhin & Diethelm AG wohl zukaufen. Die 1,2 Mio. Fr. teure Anlage ist mit 4350 Quadratmetern ist die zweitgrösste im Kanton.

Bankrotte Kryptobörse hat Ableger in Pfäffikon
Nicht nur die Kurse von Kryptowährungen sind auf Talfahrt, auch einer der grössten Handelsplätze für Digitalwährungen, FTX mit Sitz auf den Bahamas, ist bankrott und dessen verwaltete Vermögen eingefroren. In der Schweiz führt die Spur an die Churerstrasse 135 ins Seedamm Business Center. Wie «Inside Paradeplatz» berichtet, arbeitet seit letztem Juni der Jurist Martin Liebi für die Schweizer Tochter der Krypto-Mutter. Früher war er im Rechtsteam der PWC. Im Handelsregister ist Liebi als Mitglied des Verwaltungsrats der «FTX Europe AG» aufgeführt. Als Inhaber des mit einer Million Franken ausgestatteten Unternehmens wird die «ftx Trading Limited, Nassau, BHS» (Bahamas) aufgeführt. Ausser Liebi sitzt im Pfäffiker Domizil im Verwaltungsrat auch Kilian Schärli.

Kühne bleibt der Reichste
Die «Bilanz»-Sonderausgabe «Die 300 Reichsten der Schweiz 2022» führt einmal mehr imposante Zahlen auf. Wenig überraschend tauchen stets die gleichen Namen auf, und noch weniger überraschend sind viele von ihnen im Bezirk Höfe wohnhaft oder zumindest dort gemeldet. Generell hätten dieses Jahr vor allem jene Federn lassen müssen, deren Vermögen sich vornehmlich in börsenkotierten Unternehmen bündle, analysiert die «Bilanz». So schmilzt zum Beispiel das Vermögen der Familien Blocher um 5 Milliarden. Diese «Verluste» sind allerdings eher Buchwerte und könnten schon im nächsten Jahr wieder wettgemacht sein. Im Kanton Schwyz wohnen 31 der 300 reichsten Schweizer. Spitzenreiter bleibt nach wie vor Klaus-Michael Kühne mit einem Vermögen von 23 bis 24 Milliarden Franken, gefolgt von der Familie Blocher, welche zusammen ein Vermögen von 14 bis 15 Milliarden Franken besitzt. Den dritten Platz besetzt die Familie Brenninkmeijer mit einem Vermögen von 13 bis 14 Milliarden Franken.

Kanton

Deutliche Zunahme des Steuersubstrats
Die Schwyzer Steuerstatistik wird auf der Grundlage eines nahezu vollständigen Veranlagungsstandes erstellt. Das neueste Zahlenwerk zur Steuerperiode 2019 gibt interessanten Aufschluss über Einkommen und Vermögen der natürlichen Personen sowie Gewinn und Kapital der juristischen Personen. Das steuerbare Einkommen der Personen mit ganzjährigem Wohnsitz im Kanton hat sich 2019 gegenüber dem Vorjahr um 5.04 % auf 7,7 Mia. Franken und das steuerbare Vermögen um 9 % auf 120 Mia. Franken erhöht. 590 (+25) Personen wiesen ein Einkommen von einer Million Franken oder höher auf. Auch die Zahl der Vermögensmillionäre stieg um 574 auf 11 013 an. Sie halten 92.4 % des gesamten steuerbaren Vermögens. Die Anzahl der Personen ohne steuerbares Einkommen blieb annähernd gleich und steht bei knapp 7500 bzw. 8 % aller im Kanton Schwyz ganzjährig wohnhaften Steuerpflichtigen.
Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Anzahl juristischer Personen im Jahr 2019 um 520 (3.75 %) auf 14 402 zu. Der steuerbare Gewinn beträgt gesamthaft 2.1 Mia. Franken, was einer markanten Zunahme von 15.2 % entspricht. Noch stärker erhöhte sich das steuerbare Kapital. Dieses nahm um 21.2 % zu und beträgt 67.3 Mia. Franken.
Rating AA+ der Schwyzer Kantonalbank bestätigt
Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) hat das erstklassige Rating AA+ der Schwyzer Kantonalbank (SZKB) erneut bestätigt. Gemäss S&P gehören die starke Kapitalisierung, das umsichtige Risikomanagement, die führende Stellung im Heimmarkt und die solide Ertragssituation zu den hauptsächlichen Stärken der Bank. In ihrem neuesten Ratingbericht vom 22. November 2022 attestiert S&P der SZKB weiterhin sowohl auf kurz- als auch auf langfristige Sicht eine erstklassige Kreditqualität mit stabilem Ausblick (AA+/Stable/A-1+). CEO Susanne Thellung freut sich über die erneut positive Beurteilung: «Das ausgezeichnete Rating unterstreicht die Solidität der SZKB. Von dieser Sicherheit profitieren auch unsere Kundinnen und Kunden.» Lobend erwähnt wird im Bericht auch, dass die SZKB zunehmend in Investmentfondsangebote und Private-Banking-Aktivitäten diversifiziert.

Nationalbank: Schwyz kommt mit blauem Auge davon
Die Schweizerische Nationalbank hat einen Verlust von 142 Milliarden Franken in den ersten drei Quartalen 2022 angekündigt. Damit zeichnet sich der grösste Verlust ab, den die SNB in ihrer Geschichte je eingefahren hat. Das bringt den Kantonen Probleme, die grosse Gewinnbeteiligungen budgetierten. Nicht so der Kanton Schwyz, denn Schwyz ist vorbereitet und hat vorgesorgt. Schwyz erwartet gemäss Budget 2023 rund 25 Millionen Franken Gewinnausschüttung. «Wir haben schon aufgrund unserer Annahmen eine stark reduzierte Ausschüttung der SNB in unser Budget aufgenommen», sagt Kaspar Michel. Der Schwyzer Finanzhaushalt präsentiere sich, so der Finanzdirektor, «nach wie vor in einem sehr stabilen und soliden Zustand ». Das Eigenkapital von 830 Millionen Franken dürfte per Ende 2026 noch rund 684 Millionen Franken betragen.

Die Zahl der Schwyzer Firmenpleiten ist hoch
In den ersten zehn Monaten 2022 sind deutlich mehr Firmen konkurs gegangen als im Vorjahr. Im Kanton Schwyz waren es rund 32 % mehr, wie die Inkassofirma Creditreform mitteilt. Die Studienautoren vermuten, dass einige der nun insolventen Firmen schon vor der Corona-Krise in Schwierigkeiten waren und durch staatliche Hilfen künstlich am Leben gehalten wurden. Besonders hoch sei der Anteil in den Branchen Informatik, Finanz- und Versicherungsdienstleistungen wie auch Maschinenbau gewesen. Hier stieg die Zahl der Pleiten nun auch überdurchschnittlich stark an.
Prozentual am stärksten nahm die Zahl der Firmenpleiten in den Kantonen Zug (+63,1 %), Luzern (+47,3 %) und Schwyz (+32,6 %) zu. Landesweit liegt dieser Wert bei + 35 %. Für das Gesamtjahr erwartet Creditreform einen neuen Höchststand bei den Insolvenzen. Mehr als 6600 Unternehmen würden das Jahr nicht mehr überleben. 2021 gingen 5100 Firmen konkurs. Die Zahl der Neueintragungen liegt in den ersten zehn Monaten leicht unter dem Vorjahreswert (-1,2 %). Für das Gesamtjahr erwartet Creditreform rund 49 000 Neugründungen, knapp vier Prozent weniger als im Vorjahr.

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