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Persönliches Interview mit Inhaber Mc. PaperLand und H+I-Präsident Andreas Kümin

Andreas Kümin, Inhaber von Mc PaperLand in Tuggen und Präsident des H+I- Der Schwyzer Wirtschaftsverband ist überzeugt, das Laden-Flächengeschäft wird in nächster Zukunft seine Bedeutung behalten.

Bericht

Am Tag des 25-Jahr-Jubilâums von Mc PaperLand
sind alle Läden geschlossen

31.03.2020, Interview und Foto Irene Lustenberger, Höfner Volksblatt

Mitten in der Corona-Krise feiert Mc PaperLand das 25-Jahr-Jubiläum. Inhaber Andreas Kümin aus Wollerau spricht über die Firma, die
Auf und Abs der vergangenen Jahre und wie er als Präsident des «H+I der Schwyzer Wirtschaftsverband» die KMU unterstützen will.

Mc PaperLand feiert morgen den 25. Geburtstag. ist Ihnen überhaupt nach Feiern zumute?
Nein, überhaupt nicht. Wir haben eine grosse Mitarbeiterparty geplant, und für unsere Kunden hätte es als Dank 25%-Aktionen gegeben. ln den 25 Jahren konnten wir eine ganze Genera­tion von Leuten bedienen.

Wie wirkt sich die Corona-Krise konkret auf Mc PaperLand aus?
Mc PaperLand gehôrt der Kümin Group AG, zusammen mit der Penta Vertriebs AG, die Läden mit Papeterie-, Fantasie­ und Geschenkartikel beliefert, und der Bido AG, die ähnlich wie Mc PaperLand und Markt tauglich ist. Eine weitere Firma ist die EDA AG, die Indoor-Spielanla­gen baut und Ladenbauprojekte rea­lisiert. Diese stellt zurzeit Plexiglasabschrankungen für Arztpraxen und generelle Empfangsbereiche her. lns­gesamt sind es 260 Mitarbeitende. Der Lieferdienst und ein Teil der Verwal­tung laufen noch, 85 Prozent der Angestellten müssen aber ohne Arbeit zu Hause bleiben. Wieso das Jubiläum nachgefeiert? Ja, das bin ich meinen Mitarbeitenden schuldig. Ich habe eine Verantwortung gegenüber den Angestellten und der Kundschaft. Diese haben eine Jubiläumsfeier verdient, vor allem in der jetzigen Situation. Deshalb holen wir die Feier auf jeden Fall nach.

Sie haben es erwähnt: lhre Läden sind geschlossen.
Wie läuft der Onlineverkauf?

Momentan läuft er gut, da wir auch Hygieneprodukte im Angebot ha­ben. Aber wenn die Leute zu Hause am Laptop sitzen, wird weniger Büromaterial bestellt. Und wie bei jeder Re­zession beginnen die Leute zu sparen. Das heisst, in der Tendenz räumt man beim Büromaterial die Schränke leer, bevor man wieder bestellt.

Ihre Lieferketten funktionieren noch?
Nein. Viele Produkte, wie zum Beispiel Schulartikel, sollten jetzt in unserem Lager und bald in den Filialen sein. Ob diese wegen der Corona-Krise in China überhaupt produziert werden, und wenn ja, wo sie unterwegs sind, wissen wir teilweise gar nicht.

Wie gehen Sie mit der Krise um?
Ich versuche, zusammen mit meinen Mitarbeitenden, gestärkt und gut aufgestellt aus dieser schwierigen Zeit zu kommen. Abgesehen davon wird heute vieles mit Computer und E-Mails erledigt.

Kaufen die Kunden noch Papeterie­artikel?
Es ist zwar so, dass es immer weni­ger Papier, Toner und Kugelschreiber braucht. Die Digitalisierung nimmt immer mehr zu, die Anbietermenge wird aber auch kleiner. Wie erwähnt bietet Mc PaperLand nicht nur die klassischen Papeterieartikel an, sondern passt sich dem Markt an. Denn wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Glücklicherweise wird noch gebastelt, und auch der Umsatz bei Glückwunschkarten ist steigend.

Wie kam es überhaupt zur Gründung von Mc PaperLand?
Ich bin in einer Bauernfarnilie in Wollerau aufgewachsen und habe Schreiner gelernt. Bereits während der Lehre habe ich festgestellt, dass ich nicht gleich gut bin wie die ande­ren. Danach wollte ich die grosse, wei­te Welt erleben und setzte mich ans Steuer eines Lastwagens. Zuerst war ich mit einem Tankwagen unterwegs, danach für die Pierrot Glace in Zürich. Zwischendµrch führte ich die Schreiner­ die Herlitz-Gruppe, die damals sieben Filialen von McPaper & Co besass. Als ich bei Pierrot zum Disponenten beförderl werden sollte, erhielt ich ein Angebot der Herlitz-Gruppe, welches ich angenommen habe. Kaum hatte ich dort begonnen, sollten die Filialen geschlossen werden. Ich sagte dem CEO, es sei doch schade, diese neuen und schönen Läden zu schliessen. Er meinte, dass ich diese ja übernehmen könne. Ich hatte eine Woche Zeit, um darüber nachzudenken, weil dann alle Vertriäge gekündigt wurden. Und in meiner jugendlichen Unbeschwert­heit kaufte ich dann zusammen mit meinem damaligen Freund Hansruedi Steiner drei der sieben Läden und wurde Besitzer einer konkursiten Papeteriefirma.

Die jetzige Corona-Krise ist nicht die einzige Krise, die lhre Firma durchstehen musste. Wie konnten. Sie trotz allem durchhalten?
Ich versuche, unsere Prozesse lau­fend und so gut wie möglich zu op­timieren. Und wohl deshalb sind wir trotz aller Krisen noch da. Die Finanz­krise und die beiden Währungskorrekturen haben uns an den Anschlag ge­bracht. Nach der letzten am 15. Janu­ar 2015 wusste ich nicht mehr, ob wir es wirklich schaffen. Ende 2016 wusste ich: Wenn wir das Jahr 2017 nicht schaffen, dann war es das. Wir konn­ten uns zum Glück seither sehr positiv entwickeln. Dies auch durch die Unterstützung von verschiedenen Seiten. Und vor allem natürlich dank unse­ren treuen Kunden, die es ermöglichen, dass wir als Schweizer KMU im Papete­rie- und Geschenkartikelhandel nebst den grossen und international tätigen Firmen in unserer sehr umkämpften Branche bestehen können.

Wie würden Sie die 25 Jahre zusam­menfassen?
Damals sagten mir die Leute, ich sei wahnsinnig. Und eigentlich hatten sie recht (lacht). Meine Unwissenheit war der Erfolgsfaktor. Es waren 25 sehr strenge Jahre, in denen auch meine Gesundheit und meine Familie gelitten haben. Ich brauchte mehrere Male ein Time-out. Schlussendlich bin ich ein Unternehmer mit Verantwortung und habe mich immer als Teil des Ganzen gesehen. 2018 habe ich die Aufgaben des CEOs von Mc PaperLand und 2019 die Führung der ganzen Kümin Group AG an Marco Cantele übergeben und arbeite seither oft von zu Hause aus. Somit schliesst sich der Kreis: Vor 25 Jahren habe ich in einem Zimmer in Wollerau begonnen, jetzt bin ich wie­der in einem Zimmer in Wollerau. Seit fünf Jahren sind Sie Präsident des «H+I – Der Schwyzer Wirtschafts­verband».

Was konnten Sie in den fünf Jahren bewirken?
Für mich ist es eine Ehre, dieses wich­tige Amt innehaben zu dürfen. Nach dem ersten Jahr wollte ich etwas verändern und den Verband zusammen mit dem Vorstand neu ausrichten. Die­se Erneuerung wird voraussichtlich in diesem Jahr abgeschlossen. Es war für den ganzen Vorstand Knochenarbeit.
Der «H+l der Schwyzer Wirtschafts­verband» vereint die KMU des Kantons und zählt 250 Mitglieder.

Was macht der Verband in dieser schweren Zeit für seine Mitglieder?
Es ist unsere Aufgabe, die Interessen der Schwyzer Wirtschaft zu wahren. Wir stehen in engem Kontakt mit der Regierung und den Ämtern.

Wie sieht die Situation bei den Schwyzer KMU konkret aus?
Das ist von Branche zu Branche unter­schiedlich. Aber die Angst, dass auch Baustellen und Firmen, die eigent­lich funktionieren würden, geschlos­sen werden, ist allgegenwärtig. Welche Auswirkungen das auf die Wirtschaft hat, kann heute niemand sagen. Aber es wird die tiefste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Meine Aufgabe ist, alles daran zu setzen, dass es besser wird. Aber ich bin selbst sehr verunsichert. Am Schluss ist es wie in den vergange­nen 25 Jahren: Man muss das Beste ge­ben. Und ich kämpfe bis auf den letzten Tropfen Blut.

Sind Ihre Mitglieder in Nöten?
Ja, sehr viele sind oder kommen in Nöte. Das eine ist die Liquiditât, das andere sind die Ertragsausfälle. Wie soll man interne Projekte finanzieren, wenn man keinen Ertrag hat? Schon eine Null ist eine Katastrophe. Viele Fir­men sind in der gleichen Situation wie Mc PaperLand.

Sind solche Wirtschaftsverbânde wie der «H+I – Der Schwyzer Wirtschaftsverband» in der jetzigen Krisenzeit besonders wichtig?
Ja, auf jeden Fall. Jetzt kommt es da­rauf an, dass die Verbände ihren Job gut machen. Dies möglichst ganzheitlich und nicht nur aus der Sicht der Unternehmer, sondern auch aus sozial­politischer Sicht. Wenn das Volk unzufrieden ist, geht es auch der Wirtschaft nicht gut. Zudem befinden wir uns in einer ähnlichen Situation wie 2015. Nach den beiden Währungs­korrekturen 2011 und 2015 konnten die wenigsten Firmen für eine nächs­te Krise vorsorgen. Für viele war es ein Überleben, und viele Branchen kämpfen nach wie vor mit dem star­ken Franken.

Welche Prognose stellen Sie für die Schwyzer Wirtschaft?
Ein Super-GAU mit keinerlei Vorstel­lungen, wie das enden wird.

Wenn Sie sich zum 25, Ceburtstag von Mc PaperLand etwas wünschen könnten, was wäre das?
Dass ich nicht am Super-GAU herumstudieren muss, sondern zusammen mit meinen Mitarbeitenden auf zwar schwierige, über erfolgreiche Jahre zu­rückblicken kann.

Wo sehen Sie Mc PaperLand in fünf Jahren?
Der Büromaterialbereich wird zurück­gehen, und der Online-Handel droht der Globalisierung zum Opfer zu fal­len und sich ins Ausland zu verlagern. Das Flächengeschäft aber wird seinen Platz behalten.

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